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PORTRÄT MANUEL VALLS FRANKREICHS INNENMINISTER:: „Ich bin ein Mann der Linken“

Als Nicolas Sarkozy nach seiner Wahl 2007 linke Politiker zum Eintritt in seine konservative Regierung köderte, umwarb er auch Manuel Valls. Vergeblich.

Als Nicolas Sarkozy nach seiner Wahl 2007 linke Politiker zum Eintritt in seine konservative Regierung köderte, umwarb er auch Manuel Valls. Vergeblich. Der sozialistische Abgeordnete sah seine politische Zukunft auf der Linken und gab Sarkozy einen Korb. Heute ist der 51-jährige Valls als Innenminister eine der Stützen des bei den Franzosen in Ungnade gefallenen sozialistischen Präsidenten François Hollande. Doch bei Valls fühlen sich neuerdings manche seiner Parteifreunde und selbst Ministerkollegen in der Regierung „an die Zeit unter Sarkozy“ erinnert, wie es ein Kabinettsmitglied ausdrückte.

Ursache ist die Ausweisung einer Schülerin nach Kosovo. Die 15-jährige Leonarda Dibrana war vor knapp fünf Jahren mit ihren Eltern und fünf Geschwistern als Flüchtling nach Frankreich gekommen. Der Asylantrag der Familie war jedoch in allen Instanzen abgelehnt worden. Im vergangenen Juni erhielt die im Departement Doubs lebende Familie die Aufforderung, Frankreich wieder zu verlassen. Diese Woche wurde bekannt, dass Leonardas Vater am 8. Oktober und einen Tag danach auch die übrigen Familienmitglieder nach Kosovo abgeschoben worden waren. Ein Schicksal, wie es Tausende illegale Zuwanderer oder abgewiesene Asylbewerber erleben. Doch was in diesem Fall schockierte, waren die Umstände, unter denen Leonarda von der Polizei zur Ausreise abgeholt wurde. Sie befand sich gerade auf einem Schulausflug, musste den Bus verlassen und wurde direkt zum Flughafen von Lyon gebracht.

Ein Aufschrei der Empörung über diesen „schweren politischen und moralischen Fehler“ (Le Monde) erhob sich auf der Linken. Davon aufgeschreckt versprach Premierminister Jean-Marc Ayrault eine Untersuchung. Sollte es Fehler gegeben haben, würde die Ausweisung „sofort“ annulliert. Das wäre denkbar, wenn sich bestätigt, was der Vater der Familie jetzt im Kosovo erklärte. Sie seien nicht kosovarische, sondern italienische Roma. Er hätte die Behörden wegen seines Asylantrags belogen.

Valls, der kürzlich mit der Bemerkung Aufsehen erregte, Roma seien „nicht integrationswillig“ und sollten daher besser in ihre Herkunftsländer zurückkehren, gibt sich gelassen. „Ich bin ein Mann der Linken“, sagt er und vertraut darauf, dass Hollande ihn weiter stützt. Von allen Politikern, rechts wie links, ist er derjenige, der laut einer Umfrage für „Le Point“ die größte Zustimmung genießt. Hans-Hagen Bremer

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