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Porträt: „Niemals etwas vorgaukeln“

Glaubhaft, charmant, gut aussehend - Claus Kleber, Moderator des ZDF müsste Günther Jauch als beliebtesten Deutschen längst abgehängt haben.

Warum nicht Bundespräsident? Immer wieder wird behauptet, Günther Jauch sei nicht nur der beliebteste deutsche TV-Star, sondern der beliebteste Deutsche überhaupt. Jauch könnte gar Staatsoberhaupt werden. Glaubhaft, charmant, gut aussehend, jeden Abend im Fernsehen – wenn es danach ginge, müsste der RTL-Mann von einem anderen Fernsehstar locker abgehängt werden: Claus Kleber. Der Journalist ist seit 2003 Leiter und Moderator vom ZDF-„heute journal“, dem Info-Flaggschiff des deutschen Fernsehens. 2005 erhielt Kleber den Deutschen Fernsehpreis für die beste Moderation einer Informationssendung, und es gibt nur wenige, die behaupten, man könne die Nachrichten des Tages besser präsentieren als Claus Kleber: mit seinen stahlblauen Augen, seinem eigenwilligen, leicht schiefen Stand hinter dem Moderationspult und dem journalistischen Credo: „Eine Nachrichtensendung darf niemals versuchen, etwas vorzugaukeln.“

Eigenwillig könnte man auch die Karriereplanung des gebürtigen Reutlingers und zweifachen Vaters nennen, der vor dem „heute journal“ 15 Jahre lang für die ARD als Korrespondent arbeitete, unter anderem aus den USA. Ende 2007 wurde dem heute 53-Jährigen die Position als Chefredakteur des „Spiegel“ angeboten. Kleber liebäugelte, lehnte das äußerst lukrative Angebot aber ab, unter anderem mit der Begründung, dass das Fernsehen sein Medium sei. Ganz folgenlos scheint diese Offerte nicht gewesen zu sein. Am Freitag wurde bekannt, dass sich der ZDF-Verwaltungsrat für Klebers Sendertreue bedanken wolle. Claus Kleber soll künftig offenbar 600 000 Euro pro Jahr verdienen – und damit mehr als sein Intendant Markus Schächter. Da diese Traumgage das Gehaltsgefüge des ZDF sprengen würde, müsste aus dem festangestellten Anchorman ein freier Moderator werden. Als Freelancer dürfte Kleber nicht mehr die „heute journal“-Redaktion leiten. Das ZDF hat die laufenden Vertragsverhandlungen mit Kleber bestätigt. Das mit den 600 000 Euro sei allerdings „absurd“, so ein Sprecher. Ansonsten seien alle Optionen offen.

Claus Kleber Superstar? Vielleicht ist bei solchen kolportierten Zahlen und Vertragsverhandlungen auch viel Gaukelei im Spiel, viel Neid. Andererseits dürfte der Jurist und Amerikafreund wissen, was er inzwischen wert ist. Klebers Promotionsthema: „Privater Rundfunk – Gestaltungsmöglichkeiten im Verfassungsrahmen“.Markus Ehrenberg

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