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PORTRÄT NURI KAMEL AL MALIKI: "Uns interessiert nur das Vertrauen der Iraker“

US-Präsident Bush hat seine "Frustration“ über die irakische Führungsriege unter dem schiitischen Politiker Nuri Kamel al Maliki ausgedrückt. Doch der hat ganz andere Sorgen.

Mit diesen Worten hat der irakische Premierminister Nuri Kamel al Maliki auf die unverhohlene Kritik von US-Präsident George W. Bush reagiert. Bush hatte seine „Frustration“ über die Führungsriege unter dem schiitischen Politiker ausgedrückt. Es sei jedoch nicht Aufgabe der Amerikaner, sondern der irakischen Bevölkerung, über eine neue Regierung zu entscheiden. Damit hatte sich Bush am Dienstag erstmals deutlich von Maliki distanziert, der seit Mai 2006 die Regierungsgeschäfte mit Unterstützung der USA zu führen versucht. Zuvor hatten zwei führende Kongressabgeordnete das irakische Parlament aufgefordert, Maliki abzusetzen.

Es ist verständlich, dass der Premierminister sich solche Einmischungen verbittet – auch wenn er im besetzten Irak von den USA abhängig ist. Das Problem ist nur: Der Unmut über die Regierung ist im Lande selbst schon viel länger spürbar. Die Sunniten werfen Maliki vor, sich nicht ausreichend um eine Versöhnung zu bemühen. In den vergangenen Wochen haben mit einer Ausnahme alle sunnitischen Minister die Regierung verlassen. Doch der Vertreter der angesehenen, aber kleinen islamischen Dawa-Partei hatte von Anfang an keine Hausmacht. Er war auf die Unterstützung mächtiger schiitischer Gruppen wie Sciri oder den Block um den jungen Geistlichen Muktada al Sadr angewiesen, die über eigene Milizen verfügen und ihre eigene Agenda verfolgen. Die Unfähigkeit, sich auf eine Verfassungsreform, die Aufteilung der Öleinkünfte oder Wahlen in den Provinzen zu einigen, liegt an der Unnachgiebigkeit aller Seiten.

Doch schwerer als die Abwendung Bushs oder der Austritt von Kabinettsmitgliedern wiegt die Kritik, die der schiitische Großajatollah Ali al Sistani geübt haben soll. Laut der Zeitung „Al Quds al Arabi“ zeigte sich der einflussreiche spirituelle Führer der meisten Schiiten Iraks „angewidert“ von der jetzigen Regierung. Wenn dies stimmt, wären die Tage Malikis wohl gezählt. Allerdings ist fraglich, ob die verhärteten Fronten unter einem anderen Ministerpräsidenten aufgebrochen werden könnten. Der Premier der Übergangsregierung, Ijad Allawi, hat zwar bereits Interesse angemeldet. Doch der säkulare Schiit mit britischem Pass lebt in Jordanien und war während seiner Amtszeit wenig populär. Eine neue Regierungsbildung würde zudem erfahrungsgemäß mehrere Monate dauern. Dies mag einer der Gründe gewesen sein, so lange an dem willigen, aber schwachen Maliki festzuhalten. Andrea Nüsse

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