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PORTRÄT PATRICK MOORE UMWELTAKTIVIST:: „Greenpeace sind jetzt die Bösen“

Vor 40 Jahren gründete Patrick Moore mit anderen besorgten Menschen „Greenpeace“. Er protestierte erfolgreich gegen Atomwaffentests der USA und Frankreichs und piesackte in einem kleinen Boot Walfangflotten.

Vor 40 Jahren gründete Patrick Moore mit anderen besorgten Menschen „Greenpeace“. Er protestierte erfolgreich gegen Atomwaffentests der USA und Frankreichs und piesackte in einem kleinen Boot Walfangflotten. Doch nun reist Moore durch Europa, um gegen die Umweltorganisation zu demonstrieren, an deren Gründung er beteiligt war, und wirft ihr „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor.

Was Moore wütend macht, ist die Greenpeace-Kampagne gegen „Goldenen Reis“. Das ist eine Reispflanze, die genetisch so verändert wurde, dass ihre Körner Beta-Carotin enthalten, eine Vorstufe von Vitamin A, die etwa in Karotten in hoher Konzentration zu finden ist.

Reis produziert den Stoff sonst nicht und Millionen Menschen in Entwicklungsländern, die sich vor allem von Reis ernähren, leiden unter Vitamin-A-Mangel. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 250 000 bis 500 000 Kinder jedes Jahr erblinden, weil ihnen das Vitamin fehlt. Die Hälfte von ihnen stirbt innerhalb der folgenden zwölf Monate. Die Forscher, die den Goldenen Reis mithilfe zahlreicher Stiftungen entwickelt haben, wollen damit Leben retten.

Doch Greenpeace verteufelt den Reis als „trojanisches Pferd“ der Agrarindustrie und warnt vor möglichen unvorhersehbaren Gesundheitsschäden. Eine zynische Argumentation angesichts hunderttausender toter Kinder, sagt Moore. Tatsächlich gehe es der Organisation darum, ihre Null-Toleranz-Politik zu retten. „Wenn Greenpeace zugeben würde, dass es eine genetisch veränderte Pflanze gibt, die gut ist, dann müssten sie zugeben, dass es auch andere geben könnte“, sagt Moore. Als Kollateralschaden in dem Kampf um Deutungshoheit nehme die Organisation den Tod von Millionen Kindern in Kauf.

Nachdem Moore in den 80er Jahren Greenpeace verließ, arbeitete er unter anderem als Berater für die Atomenergiebranche und andere Industrieverbände. Er habe sich „von einem Verteidiger des Planeten zu einem bezahlten Vertreter kommerzieller Verschmutzer gewandelt“, heißt es bei Greenpeace. Auch die Rolle des Menschen beim Klimawandel hat Moore angezweifelt. Doch beim Goldenen Reis hat er die Wissenschaft auf seiner Seite. Als er am Freitag vor der Greenpeace-Zentrale in Hamburg demonstrierte, waren auch mehrere deutsche Professoren dabei. Moores Unterstützer sind heute andere als vor 40 Jahren. Aber sie sind genauso empört. Kai Kupferschmidt

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