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PORTRÄT RENATE KÜNAST BERLINS GRÜNE HOFFNUNG:: „Dazu gibt es nichts zu sagen“

Politiker antworten gern auf Fragen, die ihnen nicht passen, indem sie an der Sache vorbeireden. Notfalls schweigen sie auch.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Politiker antworten gern auf Fragen, die ihnen nicht passen, indem sie an der Sache vorbeireden. Notfalls schweigen sie auch. Aber das ist schon ein Zeichen dafür, dass die Frage besonders unbequem ist. „Wollen Sie Spitzenkandidatin der Grünen für die Berliner Abgeordnetenhauswahl 2011 werden?“ Da geht Renate Künast gar nicht erst ans Telefon, sondern lässt über eine Sprecherin ausrichten, dass es „dazu nichts zu sagen gibt“.

Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag macht seit 30 Jahren Politik, sie ist ein echter Profi und weiß deshalb genau, dass es tödlich enden kann, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Und das auch noch zur falschen Zeit. Erfolgreiche Kandidaturen für ein wichtiges Amt sind auch eine Frage des richtigen Timings. Renate Künast hat schon viele Ämter und Mandate ausgefüllt – und der öffentliche Respekt vor dem Kind aus einfachem Hause, das sich voller Ehrgeiz und Kampfeslust ganz nach oben gearbeitet hat, ist Schritt für Schritt gewachsen.

Im Bundestagswahlkreis Tempelhof-Schöneberg, teilweise alternativ, großenteils aber kleinbürgerlich-konservativ gestrickt, heimste Künast im September 2009 rund 26 Prozent der Erststimmen ein. Das kam nicht von ungefähr, das war ein großer persönlicher Erfolg, der noch ausbaufähig zu sein scheint. 1955 in Recklinghausen, am nördlichen Rand des Ruhrgebiets geboren, als eines von vier Kindern einer Arbeiterfamilie, absolvierte sie die Realschule, machte später das Fachabitur, dann war sie Sozialarbeiterin in der Haftanstalt Berlin-Tegel und studierte anschließend Jura.

Etwa 14 Jahre, mit kurzer Unterbrechung, saß Künast im Abgeordnetenhaus, sie gehört zur Gründergeneration der Alternativen Liste (AL), aus denen später die Berliner Grünen wurden. Ihre Weggefährten waren damals unter anderem Wolfgang Wieland, Michael Cramer, Michaele Schreyer und Hans- Christian Ströbele. Als der SPD-Mann Walter Momper 1989 mit rot-grüner Mehrheit Regierender Bürgermeister wurde, führte Künast die AL-Fraktion an. Immer resolut, mit großem Mundwerk vorneweg. 2002 zog Künast in den Bundestag ein, wurde drei Jahre später Fraktionschefin und war zeitweilig Vorsitzende der Bundespartei. Als Rot-Grün im Bund regierte, rückte sie zur Landwirtschaftsministerin auf. Ein Homo politicus, ein Arbeitstier. Stets auf dem Sprung. Zutrauen kann man es ihr – das Berliner Bürgermeisteramt. Ulrich Zawatka-Gerlach

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