zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Porträt: Robin Gibb: „Wer dagegen ist, sollte sich schämen“

Der Bee-Gees-Sänger sammelt Spenden für ein in London geplantes Denkmal zu Ehren der britischen Bomberstaffeln. Dresdens Bürgermeisterin ist dagegen.

Nach einer Darmoperation braucht Robin Gibb Schonung. Gut vielleicht, dass auch in Dresden ein Konzert des 60-jährigen Bee Gees gestrichen werden musste. Proteste gegen das geplante Londoner Denkmal für die 55 573 Bombermannschaften der Royal Air Force, wie sie die Dresdner Bürgermeisterin Helma Orosz formulierte, sind das Letzte, was der kranke Musiker jetzt brauchen kann.

Der Star, dessen Kopfstimme einst Disco-Fieber in der Welt auslöste, ist Wortführer der Veteranengruppe, die den Bau des Denkmals vorantreibt. Eines Tages kam Gibb aus dem Park Lane Hotel und stieß auf das Denkmal für Tiere, die Opfer des Zweiten Weltkriegs wurden. „Wo ist denn das Denkmal für die Bombercrews? Sie haben doch die größten Opfer gebracht“, fragte er erstaunt. Die Fliegerstaffeln waren die schwarzen Schafe im Kriegsgedenken. Von den 125 000 Fliegern, Durchschnittsalter 19 Jahre, wurde fast die Hälfte abgeschossen und Gibb findet, dass dies Gedenken verdient.

„Jeder, der gegen dieses Denkmal ist, sollte sich schämen. Die ganze Welt, auch Deutschland, ist heute dank ihrer Opfer frei“, wetterte er. Damit zielte er auf die Stadtverwaltung Westminster, die das Denkmal im Green Park ablehnte, weil es die Schönheit des Parks trübe. Frau Orosz dagegen findet, so ein Denkmal spiegele die falsche Erinnerungskultur wider. Sie kann sich Kriegsdenkmäler nur in Form eines abstrakten „Mahnmals“ vorstellen. Aber englische Erinnerungskultur ist anders. Hier ist ein Denkmal keine Argumentation, ob Dresden ein Kriegsverbrechen oder eine Heldentat war, sondern erinnert an Menschen in historischen Situationen.

Die Briten lieben Denkmäler. Am Trafalgar Square steht Lord Nelson, ein paar hundert Meter entfernt Oliver Cromwell. General Arthur „Bomber“ Harris, der den Befehl zur Bombardierung Dresdens gab, steht seit 1992 ungeachtet aller Proteste breitbeinig auf der Strand. Es gibt Denkmäler für Friedenshelden wie Gandhi oder Nelson Mandela, aber auch für Charlie Chaplin und die Luftschlacht um England, deren 70. Jahrestag gerade begangen wird.

Auch das Bomber-Denkmal wird gebaut. Die Genehmigung ist erteilt, drei Millionen Pfund sind gesammelt, denn das Volk ist Bauherr, nicht die Regierung. Für eine 20-Pfund-Spende können auch Dresdner noch in die Zeitkapsel im Fundament einzementieren lassen, was sie davon halten. Matthias Thibaut

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false