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PORTRÄT SCHEICH RASCHID AL-MAKTUM STAATSCHEF VON DUBAI: "Wir werden unsere Position ausbauen"

Der Offenbarungseid des Golfstaates wirkt wie von langer Hand geplant. Präzise am Mittwochabend, kurz nach Börsenschluss und vor den vier Feiertagen des muslimischen Opferfestes, ließ Dubai verkünden, dass seine hoch verschuldeten Immobilienkonzerne ihre Kredite nicht mehr bedienen können.

Am Schluss seiner Rede wollte Mohammed bin Raschid al-Maktum noch etwas loswerden, was nicht im Manuskript stand. Ausdrücklich wechselte er dafür vom Arabischen ins Englische. Was die Zukunft Dubais angehe, polterte dann der superreiche Herrscher ins Publikum, „sollte die Presse einmal wirklich ihre Hausaufgaben machen“. Allen „Nörglern“ aber sage er nur eins: „Haltet euer Maul“. Dubai werde seine Schulden zurückzahlen, die Wirtschaftskrise werde das Emirat nicht daran hindern, „seine Entwicklungspläne zu verwirklichen, seine führende Position auszubauen und auch weiterhin eine wichtige Rolle auf der Bühne der internationalen Wirtschaft zu spielen“, fügte der 60-jährige Wüsten-Patriarch hinzu.

Das war vor drei Wochen. Inzwischen ist „Scheich Mo“ abgetaucht. Und der Offenbarungseid seines Golfstaates wirkt trotz seines letzten rhetorischen Feuerwerks wie von langer Hand geplant. Präzise am Mittwochabend, kurz nach Börsenschluss und vor den vier Feiertagen des muslimischen Opferfestes, ließ Dubai verkünden: Seine hoch verschuldeten Immobilienkonzerne können ihre Kredite nicht mehr bedienen und bitten alle Gläubiger um Zahlungsaufschub „mindestens bis zum 30. Mai 2010“. Auch in dieser Woche bleibt Dubai noch in Ferien. Alle wichtigen Entscheidungsträger sind ausgeflogen, während die internationale Finanzwelt empört ist über das selbst ernannte „Hongkong am Golf“.

„Meine Vision“ hatte „Scheich Mo“, dessen Vermögen auf 16 Milliarden Dollar geschätzt wird, vor der Krise über seine Autobiografie getitelt. Geboren wurde der umtriebige Herrscher im Juli 1949 als drittältester von vier Söhnen des märchenhaft reichen Emirs Raschid bin Said al-Maktum. Von 1990 bis zu seinem Tod 2006 war sein ältester Bruder Maktum Staatsoberhaupt von Dubai, ließ in Wirtschaft und Baugeschäft jedoch dem rastlosen und ideenreichen Kronprinzen Mohammed freie Hand. Seit drei Jahren ist er nun selbst Chef des Emirats.

Aus dem verschlafenen Fischerort seiner Vorfahren formte der Vater von 19 Kindern und Ehemann von zwei Frauen eine globale Metropole, in der heute 85 Prozent Ausländer leben. Ein Drittel von ihnen sind miserabel bezahlte Wanderarbeiter aus Asien und Nordafrika. Sie werden nun zu Zehntausenden abgeschoben, während sich die Visionen von Scheich Mo in geplatzte Träume verwandeln. Martin Gehlen

Martin GehlenD

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