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PORTRÄT Steinbrück, Gabriel, Steinmeier SPD-TROIKA:: „Wir sind ein Team“

Man kann ein solches Bündnis „Dreigestirn“ nennen (die wohlwollende Variante), „Troika“ (Anspannung von drei Pferden, historisch etwas belastet), „Trio“ (neutral) oder „Triumvirat“ (abgeleitet von „tres viri“, drei Männer, zum ersten Mal im Jahre 60 v. Chr.

Man kann ein solches Bündnis „Dreigestirn“ nennen (die wohlwollende Variante), „Troika“ (Anspannung von drei Pferden, historisch etwas belastet), „Trio“ (neutral) oder „Triumvirat“ (abgeleitet von „tres viri“, drei Männer, zum ersten Mal im Jahre 60 v. Chr. geschlossen von Gaius Julius Cäsar, Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Licinus Crassus; im 20 Jahrhundert bekannt geworden durch den Zusammenschluss von Josef Stalin, Lew Kamenew und Grigori Sinowjew nach der Februarrevolution). Doch wie auch immer: Obwohl deutsche Sozialdemokraten ihre geistige Heimat nicht gerade zwischen Rom und Sankt Petersburg verorten, ist ihr Hang zur Troika ungebrochen. Denn aus Schaden wird nicht jeder klug: In den siebziger Jahren beharkten sich Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt; in den neunziger Jahren zerstritten sich Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine und Rudolf Scharping.

Nun also der nächste Versuch. Diesmal sind Exfinanzminister Peer Steinbrück, Parteichef Sigmar Gabriel und Exaußenminister (und Fraktionschef) Frank-Walter Steinmeier an der Reihe. Drei erste unter Gleichen wollen sie sein - und doch kann nur einer von ihnen bei der nächsten Bundestagswahl Angela Merkel herausfordern. Bloß wer? Steinbrück brilliert in Finanzdingen, ist aber schnoddrig und kein Liebling der Partei; Gabriel bemüht sich redlich, kann es aber an Gravität und Statur weder mit Steinbrück noch -meier aufnehmen; Steinmeier wiederum ist so seriös, dass er im außerseminaristischen Bereich als langweilig gilt.

Nun lässt sich nicht ausschließen, dass aus individuellen Mängeln eine kollektive Tugend geschnitzt werden kann. Also sind die drei potenziellen Kanzlerkandidaten übereingekommen, auf dem SPD-Parteitag im Dezember jeder eine große Rede zu halten. Zuerst Steinmeier, dann Gabriel, dann Steinbrück. Das ist fair und gewagt, weil nun die spontane Applausdauer der Genossen zum Maßstab der Kanzlerbefähigung wird. Und noch eine Regel lassen die Strategen außer Acht: Drei Reden von drei Männern verdreifachen nicht die allgemeine Aufmerksamkeit sondern dritteln die öffentliche Aufmerksamkeitsspanne. Außerdem erweckt das Bild „Drei Männer gegen eine Frau“ nicht unbedingt den Eindruck von Geschlossenheit und Stärke sondern ruft stets erneut die Frage ins Bewusstsein: Wie stark muss diese Frau sein, dass die sich nur trauen, zu dritt gegen sie anzutreten? Malte Lehming

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