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PORTRÄT STEPHAN BUSCH U-BOOT-KOMMANDANT: „Schön abgeschnitten von der Welt“

Er ist 27, Oberleutnant und der jüngste U-Boot-Chef Deutschlands

Manch ein Kapitän mag die Freiheit vor Augen haben, wenn er mit seinem Schiff in See sticht. Das Meer, das bis zum Horizont reicht, einen mitnimmt, Kilometer weit fortträgt und – wenn Gott will – am Ende der Reise zurück in einen sicheren Hafen bringt.

Stephan Buschs Freiheit misst vom Bug bis zum Heck gerade einmal 50 Meter. Wenn der Marineoffizier seinen Arbeitsplatz betritt, muss er aufpassen, dass er sich in der 4,50 Meter breiten Röhre im Innern von U-24 nicht den Kopf stößt. U-24 ist eines von zehn U-Booten der Deutschen Marine, und Busch führt dort seit Anfang Juli das Kommando. Mit seinen 27 Jahren ist der Oberleutnant zur See Deutschlands jüngster U-Boot- Chef.

Wo andere ob der Enge Beklemmungen bekommen, fühlt sich Busch pudelwohl. „Rein rechnerisch hat jedes Besatzungsmitglied an Bord nicht mal einen Quadratmeter Platz“, sagt der Offizier. „In der Praxis ist es sogar noch weniger.“ Schließlich befände sich an Bord von U-24 jede Menge Technik, die die Bewegungsfreiheit der Besatzung weiter einschränke. Doch laut Kommandant Busch schafft gerade der begrenzte Raum ein besonderes Arbeitsklima. „Es gibt einen großen Teamgeist an Bord“, sagt der Soldat. „Die Besatzung ist wie eine Familie.“ So ein enges Verhältnis haben die Mannschaften von großen Kriegsschiffen wie Korvetten oder Fregatten in der Regel nicht; man fährt oft monatelang zusammen zur See, ohne dabei viel Privates preiszugeben. Das sei auf einem U-Boot anders, sagt Busch: „Da entwickeln sich viele gute Freundschaften.“

Für Stephan Busch ist die Arbeit an Bord von U-24 nicht nur wegen des großen Miteinanders ein Traumjob. Besonders die Tauchtechnik des Unterwasservehikels und dessen Antrieb haben es ihm angetan. „Es ist faszinierend, wie tief so ein Boot tauchen kann und man fast nichts davon merkt“, sagt Busch. U-24 kann laut Hersteller mindestens bis auf 100 Meter Wassertiefe gehen und bis zu vier Wochen am Stück getaucht bleiben. Unter Wasser ist die Besatzung fast gänzlich auf sich allein gestellt: Telefon und Internet funktionieren nicht, und ein Fernschreiber ins Flottenkommando Glücksburg, der Führungszentrale aller Deutsche-Marine-Schiffe in See, ist die einzige Verbindung nach draußen. „Es ist schön, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein“, sagt Busch. „Es schafft Freiraum, wenn nicht andauernd das Telefon klingelt.“ Sarah Kramer

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