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Porträt Wim Wenders: „Ich bin kein besonders ehrgeiziger Typ“

Sieben Mal liefen seine Filme bereits beim größten Filmfestival in Cannes. 1984 gewann er sogar die begehrte Goldene Palme. Wim Wenders ist auch in diesem Jahr wieder zu Gast. Mit einem Film, dem ersten Film, den er zumindest teilweise in Deutschland gedreht hat.

Als „Paris, Texas“, der Film, mit dem Wim Wenders 1984 in Cannes die Goldene Palme gewann, im Wettbewerb lief, war der Regisseur so aufgeregt, dass er zwei Stunden lang im „Petit Carlton“ flippern gegangen ist. 24 Jahre später, 2008, dürfte er die Sache etwas entspannter angehen: „Ich bin kein besonders ehrgeiziger Typ, zumal ich hier in Cannes oft gegen einige meiner besten Freunde antreten muss“, sagt er selbst über sich.

Wim Wenders ist in Cannes sozusagen Stammgast, sieben Mal liefen seine Filme dort im Wettbewerb, zuletzt 2005 sein Roadmovie „Don’t Come Knocking“. 1989 war er Jurypräsident. 1993 gewann er für „In weiter Ferne, so nah“ den Großen Preis der Jury.

In diesem Jahr ist Wenders mit „Palermo Shooting“ dabei, dem ersten Film, den er zumindest teilweise wieder in Deutschland gedreht hat. Ein Starfotograf, gespielt von dem „Tote Hosen“Frontmann Campino, reist von Düsseldorf nach Sizilien und wird dort von einem mysteriösen Killer verfolgt. Als Schauspieler mit dabei sind Dennis Hopper, Lou Reed, Patti Smith und Milla Jovovich.

Eine Goldene Palme für einen deutschen Film – das hat es seit „Paris, Texas“ nicht mehr gegeben. Nur Volker Schlöndorff, zweiter deutscher Cannes-Veteran neben Wim Wenders, hatte fünf Jahre zuvor mit der „Blechtrommel“ den gleichen Erfolg. Dass gerade diese beiden Regisseure, die sich ihre prägenden Filmerfahrungen in der Cinemathéque Française in Paris geholt haben und ihre Nähe zu den Autorenfilmern der Nouvelle Vague stets betonen, immer wieder im Wettbewerb von Cannes auftauchen – wen wundert’s? Stehen sie doch für ein europäisches Kino, wie es in Cannes immer noch hochgehalten wird.

Wenders und Schlöndorff teilen die gleichen Erinnerungen: Damals, in den frühen Achtzigern, ging es mit dem VW-Bus über die Alpen nach Cannes. Damals brachte Cannes für die jungen deutschen Wilden lebensprägende Begegnungen mit Regisseuren wie Antonioni und Polanski, Rohmer und Truffaut. Glorreiche Jahre.

Und doch schätzen gerade Schlöndorff und Wenders die jungen deutschen Regisseure wie Hans Weingartner, Oskar Roehler und Fatih Akin. Deren Filme laufen längst auch in Cannes. Fatih Akin, der 2007 für das Drehbuch zu „Auf der anderen Seite“ ausgezeichnet wurde, präsentiert in diesem Jahr in Cannes die Sektion „Un Certain Regard“. Das europäische Kino lebt.

Christina Tilmann

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