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PORTRÄT WINFRIED KRETSCHMANN MINISTERPRÄSIDENT:: „Ideen umsetzen kann nur die Wirtschaft“

W enn grüne Spitzenpolitiker sich gegenseitig Briefe zum Wahlprogramm schreiben, dann scheint es um die Stimmung in der Führungsriege nicht allzu gut bestellt zu sein. Dass der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sich vor wenigen Tagen schriftlich an die Parteichefs wandte, um vor einer zu starken Belastung des Mittelstands durch die Einführung einer Vermögensabgabe zu warnen, kam dort nicht gut an.

W enn grüne Spitzenpolitiker sich gegenseitig Briefe zum Wahlprogramm schreiben, dann scheint es um die Stimmung in der Führungsriege nicht allzu gut bestellt zu sein. Dass der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sich vor wenigen Tagen schriftlich an die Parteichefs wandte, um vor einer zu starken Belastung des Mittelstands durch die Einführung einer Vermögensabgabe zu warnen, kam dort nicht gut an. Vor allem Spitzenkandidat Jürgen Trittin war verärgert. Wenige Tage später erhält Kretschmann nun Post aus Berlin.

In einer Woche, auf dem Parteitag der Grünen, wird der Streit auf offener Bühne ausgetragen werden. In Berlin wollen die Delegierten das Wahlprogramm beschließen, etwa 2600 Änderungsanträge stehen zur Diskussion. Auseinandersetzungen gibt es im Vorfeld vor allem über die Steuerpolitik. Bei einem Teil der Reformer ist ebenso wie bei Kretschmann der Eindruck entstanden, dass die Grünen nicht genügend wirtschaftliche Vernunft ausstrahlen. Und vor Konflikten mit der Parteispitze schreckt der 64-jährige Grünen-Politiker und frühere Lehrer auch im Wahljahr nicht zurück.

Dabei geht es nicht nur um die Sache, sondern auch um Psychologie. Offenbar führt allein die Ankündigung einer Vermögensabgabe dazu, dass Mittelständler und Selbstständige sich Sorgen machen. Ob sie von den konkreten Plänen am Ende wirklich getroffen würden, spielt da nicht die entscheidende Rolle. Gerade in Baden-Württemberg gehören diese Mittelständler inzwischen zum grünen Klientel. Es sind nicht zuletzt die Unternehmer, die mit der Energiewende ihr Geld verdienen. Als Landesvater will Kretschmann diese potenziellen Grünen-Wähler nicht verprellen.

Zu Unstimmigkeiten zwischen dem Katholiken Kretschmann und den Berliner Spitzen-Grünen kommt es auch immer wieder bei anderen Themen: etwa bei der Frage, ob das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 aus dem Bundestagswahlkampf herausgehalten werden sollte. Dass Grünen-Chef Cem Özdemir im Herbst in Stuttgart ein Direktmandat erringen will, erleichtert die Sache nicht. Bei einem anderen Thema zogen Kretschmann und Bundestagsfraktionschef Trittin jedoch an einem Strang: als es vor kurzem darum ging, gemeinsam mit Umweltminister Peter Altmaier (CDU) das jahrzehntelange Konfliktthema Endlager-Suche abzuräumen.Cordula Eubel

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