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PORTRÄT WITALI KLITSCHKO UKRAINISCHER NEU-POLITIKER:: „Blau oder orange, das ist überholt“

Er freue sich über das große Interesse „an der Ukraine“, sagt Witali Klitschko, als er die Berliner Presse begrüßt und die Fotografen und Kameramänner ihn umringen. Ihm wäre zu wünschen, er hätte recht.

Er freue sich über das große Interesse „an der Ukraine“, sagt Witali Klitschko, als er die Berliner Presse begrüßt und die Fotografen und Kameramänner ihn umringen. Ihm wäre zu wünschen, er hätte recht. Der 39-Jährige ist schließlich nicht als amtierender WBC-Schwergewichtsweltmeister („Doktor Eisenfaust“) und eine Hälfte des promovierten Brüdergespanns Wladimir & Witali gekommen. Sondern als Parteichef. Mit seiner „UDAR“ will Klitschko seine Heimat, die Ukraine, demokratisch reformieren. Das Blitzlichtgewitter aber trifft nur ihn, nicht die beiden Vorstandsmitglieder neben ihm.

UDAR, das bedeutet „Ukrainische Demokratische Allianz Reformen“. Es heißt übersetzt aber auch: „Schlag“. Ein Boxchampion als Parteivorsitzender, das ist ein Kapital, das die UDAR zu nutzen weiß. Seit einem Jahr gibt es die Partei, und noch bleibt Klitschko vage bei der Frage nach politischen Zielen. Er nennt „soziale Marktwirtschaft, demokratische Werte, sozialen Schutz für die Bevölkerung und Bürgerrechte“. Klitschko will eine demokratische und europäische Ukraine. Alles Weitere muss sich erst noch finden.

„Hier wächst eine Partei von unten heran, im Dialog“, sagt Nico Lange. Er arbeitet in Kiew für die Konrad-Adenauer-Stiftung, die die UDAR nach Berlin einlud. Von der CDU will die UDAR lernen, wie sie Programm und Struktur demokratisch aufbauen kann. Lange glaubt, dass die Partei bei der nächsten Wahl ins Parlament einziehen könne.

Blau oder orange, die Farbe der pro-westlichen Revolution von 2004, das sei heute nicht mehr wichtig, sagt Klitschko. „Die Orangenen waren an der Macht, aber es hat sich nichts verändert.“ Im Februar 2010 gewann Wiktor Janukowitsch, einer von den moskautreuen Blauen, die Präsidentschaftswahl, seitdem baut er die Ukraine zu einem autoritären Staat um. Der Wille zur Demokratie wird also gebraucht in der Ukraine. Klitschko ist schon einmal bei der Bürgermeisterwahl in Kiew gescheitert, er sitzt im Stadtparlament von Kiew. Nun will er mit der UDAR mehr bewegen.

Klitschko sei eine Identifikationsfigur, sagt Lange, aber kein einsamer Führer. „Er ist bescheiden, das trifft man in solchen Fällen nicht allzu oft.“ Höflich ist Klitschko außerdem. Als längst keine Zeit mehr für Fragen ist, bald geht der Flieger zurück nach Kiew, strecken ihm Journalisten ihre Blöcke entgegen, sie wollen Autogramme. Klitschko enttäuscht sie nicht. Karin Christmann

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