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Fillon, Ex-Premier Frankreichs.

© Reuters

Portrait Francois Fillon: „Ich nehme das Risiko auf mich“

Als Regierungschef unter Nicolas Sarkozy war François Fillon einer der unerbittlichsten Gegner der Annäherung an die rechtsextremistische Nationale Front, mit der der konservative Präsident den Kampf um seine Wiederwahl zu gewinnen gehofft hatte. Jetzt sieht sich der Ex-Premier selbst Vorwürfen ausgesetzt, die Abgrenzung zwischen der bürgerlichen Oppositionspartei UMP und der ausländerfeindlichen Front National (FN) aufzuweichen.

Als Regierungschef unter Nicolas Sarkozy war François Fillon einer der unerbittlichsten Gegner der Annäherung an die rechtsextremistische Nationale Front, mit der der konservative Präsident den Kampf um seine Wiederwahl zu gewinnen gehofft hatte. Jetzt sieht sich der Ex-Premier selbst Vorwürfen ausgesetzt, die Abgrenzung zwischen der bürgerlichen Oppositionspartei UMP und der ausländerfeindlichen Front National (FN) aufzuweichen. Stünden sich künftig ein Sozialist und ein Kandidat der Nationalen Front in einer Stichwahl gegenüber, empfehle er, für den „geringeren Sektierer“ unter den beiden Bewerbern zu stimmen, sagte er dieser Tage.

Die Empfehlung Fillons, der sich darauf vorbereitet, 2017 als Kandidat der UMP in die Präsidentschaftswahl gegen den sozialistischen Amtsinhaber François Hollande zu ziehen, beschäftigt nun das politische Paris. Früher galt zwischen den traditionellen Parteien eine stillschweigende Vereinbarung, dass sie sich notfalls gegen die nationalistische FN verbünden. So stimmten die Sozialisten 2002 für den Konservativen Jacques Chirac, um dem Front-Führer Jean-Marie Le Pen den Weg in den Elysée-Palast zu versperren. Dieser „republikanische Pakt“ wurde von der UMP bei der Parlamentswahl 2012 durch die Doktrin des „Weder-noch“ ersetzt, weder für einen Sozialisten noch für einen Nationalisten zu votieren. Das soll nicht mehr gelten. Gegebenenfalls lädt Fillon zur Stimmabgabe für die Nationale Front ein.

Hintergrund der Volte ist der wachsende Zuspruch, den die FN-Chefin Marine Le Pen laut Umfragen findet. Die steigende Arbeitslosigkeit und Ereignisse wie die Mordserie in Marseille und der Überfall auf einen Juwelier in Nizza fördern bei vielen Franzosen den Wunsch nach einem radikalen Wechsel. Zwei Drittel der UMP-Basis würden eine Annäherung an die FN begrüßen.

In der Parteiführung stieß Fillon auf harsche Kritik. Er stelle die Grundlagen der einst aus Gaullisten und Liberalkonservativen als Bollwerk gegen Le Pen geschmiedeten UMP infrage, heißt es. Parteichef Jean-François Copé warnte vor Allianzen mit der FN. Die hatte Fillon auch gar nicht im Sinn. Er blieb aber bei seiner Gleichsetzung von Sozialisten und Nationalisten als Sektierern. „Ich nehme das Risiko auf mich, in die Minderheit zu geraten“, sagte er. „Aber wenn jeder dritte Wähler versucht ist, FN zu wählen, muss man mit ihnen reden.“

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