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Wir fliegen auf den Mond: Deutsche Ingenieure liefern Technik für NASA-Raketen.

© dpa

Raumfahrt: Wir fliegen auf den Mond

Trotz knapper Kassen haben die europäischen Staaten in Neapel beschlossen, dass wichtige Raumfahrtprojekte weiter betrieben werden sollen.

Wenn demnächst, also Anfang 2020, wieder Astronauten den erdnahen Raum verlassen und zum Mond oder einem Asteroiden fliegen, besteht ihr Raumschiff zu einem nennenswerten Teil aus deutscher Technik: Dieser Vision haben die deutschen Vertreter bei der Ministerratskonferenz der europäischen Raumfahrtagentur Esa ziemlich viel untergeordnet.

Bei der Konferenz in Neapel wurden bis gestern die Schwerpunkte der europäischen Raumfahrt verhandelt. Darunter war das Angebot der Nasa, als „Eintrittskarte“ in die Internationale Raumstation solle Europa für das neue amerikanische Raumschiff „Orion“ Antriebs- und Steuertechnik liefern – basierend auf dem europäischen Raumfrachter „ATV“. Dieses „Automated Transfer Vehicle“, das die Raumstation mit Nachschub versorgt, wurde vor allem hierzulande entwickelt. Klar, dass dann auch vorrangig deutsche Ingenieure am Orion- Modul basteln würden.

Und so wird es wohl kommen. Das Orion-Engagement Europas ist beschlossen. Frankreich, einer der wichtigsten Geldgeber innerhalb der Esa, gab seinen Widerstand auf. Der Preis dafür war hoch. Parallel dazu stritten beide Länder nämlich auch über die Zukunft der subventionshungrigen „Ariane“-Rakete. Weiterentwicklung oder kompletter Neubau? Die Lösung ist typisch europäisch: Beide Wege werden erst einmal weiter beschritten, auch wenn es länger dauert.

Und Tage zuvor hatte die Delegation um Peter Hintze (CDU), Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, noch ein anderes deutsches Herzensprojekt auf den Opfertisch gelegt: die unbemannte europäische Mondmission „Lunar Lander“. 2019 sollte sie starten, in schwierigem Gelände auf 20 Meter genau landen. Wie einst Neil Armstrong, der per Handsteuerung die Landefähre „Eagle“ über Felsblöcke hinwegmanövrierte, sollte der Lunar Lander automatisch einen geeigneten Landeplatz ansteuern, und zwar besser und preiswerter, als es die Nasa im August mit „Curiosity“ auf dem Mars demonstrierte.

Eine hochkomplexe Technik ist dafür vonnöten, an der längst auch Raumfahrt-Nachzügler wie Indien und China tüfteln, weil sie für praktisch alle Missionen zu anderen Himmelskörpern essenziell ist. Die Chance, dabei ganz vorn mitzuspielen, ist für Deutschland, wo bereits wichtige Vorarbeiten liefen, erst mal vorbei. Auch der kleine Forschungsroboter, der den Mond erkunden sollte, wird vorerst nicht gebaut. Er hätte prima in die Raumfahrtstrategie der Bundesregierung gepasst, die „Robotik“ als großes Ziel führt.

All das steht im Kleingedruckten unter den Beschlüssen von Neapel. Als Erfolg kann man sie trotzdem bezeichnen.

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