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Renten: Risikozahlungen

Gerechtigkeit ist eine schöne Sache. Es ist nur die Frage, was man im Einzelfall darunter versteht. Ist es gerecht, dass jeder Rentner nur so viel erhält, wie er vorher ins System eingezahlt hat? Ja natürlich - antwortet der Staat.

Das System beruht schließlich auf Beitragsäquivalenz, Umverteilung findet woanders statt - sagt der Staat. Kann aber doch sein, dass der Betroffene jahrzehntelang für geringen Lohn geschuftet und sich Beiträge abknapsen lassen hat, als alter Mensch aber trotzdem zum Sozialamt muss, um die Miete bezahlen können. Ist es fair, einem Geringverdiener den Notgroschen, den er sich fürs Alter zurückgelegt hat, später wieder von der Grundsicherung abzuziehen – während einer, der nichts gespart hat, die volle Summe erhält? Und ist es nicht ungerecht, wenn ein langjähriger Beitragszahler stirbt, bevor er in den Genuss der ihm zustehenden Leistungen kommt? Dummerweise ist das Leben lebensgefährlich und der spätere Rentenbezug nie garantiert. Bei aller Gerechtigkeit: Ein Solidarsystem gleicht unterschiedliche Risiken nicht nur aus, es lebt auch davon. Wenn man Geringverdienern höhere Renten zahlen würde, weil sie statistisch früher sterben als Gutverdiener, wie vom DIW nun vorgeschlagen, wäre das zwar ein Rezept gegen drohende Altersarmut, jedoch ein höchst fragwürdiges. In der Konsequenz würde es bedeuten, dass man Menschen auch für andere Risikofaktoren belohnen müsste. Warum dann nicht auch höhere Renten für Raucher oder Extremsportler? raw

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