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RICHARD ROGERS, BRITISCHER ARCHITEKT:: „Prinz Charles verstößt gegen die Verfassung“

Der britische Thronfolger mischt sich immer wieder in die zeitgenössischen Architektur-Debatten ein. Jetzt ist Richard Rogers der Kragen geplatzt

Monatelang beließ es Richard Rogers bei Spitzen aus dem Hintergrund. Doch nun ist die Schlacht verloren und da platzte ihm der Kragen. Rogers forderte mit revolutionärem Elan eine „öffentliche Untersuchung der Verfassungsmäßigkeit“ von Prinz Charles’ Architekturkritik und, da er schon dabei war, überhaupt seines Rederechts „in seinen Interessengebieten wie Medizin, Landwirtschaft und Umwelt“. Denn, wenn immer Charles etwas sagt, sei es „feudalistische“ Einflussnahme.

Seit er als junger Mann das Pariser Centre Pompidou mitentwarf, baut Rogers in aller Welt: Lloyds in London, Flughäfen in Madrid und Schanghai, das Palais des Droits de l’Hommes in Straßburg, Tower 3 auf dem Ground Zero. Sein Markenzeichen ist es, die technischen Innereien der Gebäude außen an die Fassade zu hängen. Stolz ist er auf seine „Masterpläne“ – auch für die Grünstadt London fordert Rogers eine dichtere, „urbanere“ Bebauung – und machte sich nicht nur den Thronfolger zum Feind.

Charles stoppte vor 25 Jahren Rogers’ Plan für den Londoner Paternoster Square. Dann soll er ihn durch eine Flüsterwort durch aus dem Wettbewerb für die Erweiterung der Covent-Garden-Oper geekelt haben. Mit den gleichen Methoden verhinderte er nun die Bebauung eines ehemaliges Kasernengeländes in Chelsea durch Rogers – er zog den Besitzer des Grundstücks, den Emir von Katar, zur Seite und sprach ein Wort, von Prinz zu Prinz.

Klar, dass ein Scheich den Unterschied zwischen einem Königshaus und der Regierung nicht versteht, schimpfte Rogers, aber in London gebe es demokratische Planungsprozesse. Den Einwand, Charles habe für die Einspruch-Erheber aus der Nachbarschaft gesprochen und Unterstützung in der Öffentlichkeit, wischt er weg. „Charles ein Mann des Volkes? Er ist ein Freund der Reichen.“

Der 75-jährige Lord Rogers erhielt den Auftrag für das Megaprojekt übrigens nicht durch Wettbewerb oder demokratische Konsultation, sondern über seine guten Kontakte nach Katar. Hat er vergessen, dass er einst mehr Mitsprache für Betroffene bei Planungsverfahren forderte? Sogar der Präsident des Architektenverbandes gab zu, Projekte wie Chelsea würden „als fertige Tatsachen präsentiert“, auch „ein Prinz Charles“ könne kaum zum Planungsverfahren vordringen. So siegt eben, wer die besseren Kontakte hat – oder das Recht, seine Meinung zu sagen. Matthias Thibaut

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