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Meinung: Riesen-Gebrüll

CHINA DROHT TAIWAN MIT KRIEG

Wie bewegt sich ein Zwerg, der in der Nähe eines Riesen überleben will? Ganz, ganz vorsichtig – und am besten nur dann, wenn der Riese gerade anderweitig beschäftigt ist. In solchen Momenten kann der Zwerg sogar eigene Schritte tun, die den Riesen ärgern. Dem bleibt nicht viel mehr übrig, als laut zu grollen. So gesehen muss man Chinas Kriegsdrohung gegen Taiwan nicht allzu ernst nehmen. Präsident Chen wird sie einkalkuliert haben, als er ein Referendum über die „Zukunft“ der Inseldemokratie befürwortete – das Tabu-Wort Unabhängigkeit hat er auch diesmal sorgfältig vermieden. Für Peking gibt es nur ein China, das demokratische Taiwan wird als abtrünnige Provinz betrachtet. Chen hat aber seine Wahl vor anderthalb Jahren mit dem Versprechen größerer Souveränität gegenüber Peking gewonnen, mit der Zusage, Demokratie und Marktwirtschaft zu verteidigen. Lange hat er sich zurückgehalten, um China nicht zu provozieren, nun musste er etwas für seine Glaubwürdigkeit tun. Der Moment ist günstig. Chinas KP ist für einige Monate vollauf durch den Machtkampf um die Form des Generationswechsels gebunden. Auch der nimmt in Teilen Wahlkampfcharakter an, manche KP-Führer versuchen, mit besonders lauten Drohungen gegen Taiwan zu gefallen. Bei dieser Art Riesen-Gebrüll darf sich der Zwerg sicher fühlen. cvm

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