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Meinung: Schröders Familienpolitik: Er traut sich noch nicht

Ist das Gerhard Schröder, wie wir ihn kennen, der Mann, der jede Chance zur Profilierung in die politische Mitte hinein nutzt? So wie er über Familie spricht: Für ihn ist das jede Form des Zusammenlebens mit Kindern, auch ohne Trauschein.

Ist das Gerhard Schröder, wie wir ihn kennen, der Mann, der jede Chance zur Profilierung in die politische Mitte hinein nutzt? So wie er über Familie spricht: Für ihn ist das jede Form des Zusammenlebens mit Kindern, auch ohne Trauschein. Schröder sagt außerdem, er sei für die "Erweiterung" des Begriffs - wenn er durchdacht hat, was er sagt, läuft er Gefahr, eine Chance zu verspielen, das Wählerspektrum noch einmal zu verbreitern.

Mit einer häufigeren Verwendung des Begriffs geht nämlich nicht notwendigerweise schon eine faktische Ausweitung der Familienpolitik einher. Das scheitert einmal schlicht am Geld. Wenn überall gespart wird, so vielleicht nicht gerade am härtesten hier, bei der Familie, aber eine grundlegend neue Ausrichtung wird nicht möglich sein. Mit Morgengaben, auch für den Wahlkampf, ist nur begrenzt zu rechnen, vielleicht gerade noch mit einer leichten Erhöhung des Kindergelds.

Wenn das allerdings so ist, könnte er umgekehrt argumentieren. Familie und Familienpolitik werden nicht zuletzt wegen der Unionsparteien zentrale Themen im Bundestagswahlkampf 2002 werden. Daran lässt sich ja noch ein anderer Begriff festmachen: Zukunft und Verantwortung. Einige gehen ja schon daran, den Diskussionsprozess in dieser Richtung zu organisieren, die Kirchen zum Beispiel.

Als wichtigster Punkt wird von denen aber hervorgehoben, dass Familie und Ehe miteinander verbunden seien. Wie der Berliner Kardinal Sterzinsky sagt: "Familie ist nicht nur das Zusammenleben von Generationen, sondern die auf Ehe gegründete Familie." Umgekehrt sei Ehe immer auf Familie bezogen. Schröder nun geht gerade in die andere Richtung: Ehe eben nicht mehr als Keimzelle der Familie - Keimzelle jeder Familie sei das Kind.

Möglicherweise sagt er das aus finanziellen Überlegungen, als Folge aus dem Urteil des Verfassungsgerichts. Dabei könnte er andererseits auch aus eben diesem Grund mit ein bisschen Trauscheinpathetik aufwarten. Das würde auch zu ihm passen. Also: Ehe vor dem Standesamt! Nicht mit der Kirche im Bund, sondern mit dem Staat, und der als fast kostenfreier Notar der Familie - das zu propagieren könnte sich in jeder Hinsicht lohnen.

Auf diese Weise nähme der Kanzler dem Wertekonservativen, das ihm entgegenschlagen wird, die Wucht. Wenn das keine Chance ist.

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