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Schwedens Sozialdemokratin Mona Sahlin: "Steuern zu zahlen, ist das Tollste"

Vor den Wahlen in Schweden sehen Umfragen den konservativen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt deutlich vor der sozialdemokratischen Oppositionschefin Mona Sahlin. Den Sozialdemokraten macht die eigene Kandidatin zu schaffen.

Schwedens Sozialdemokraten stehen vor der zweiten und diesmal größten Wahlniederlage seit 100 Jahren. Dass es nicht einmal mehr ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit der bürgerlichen Vierparteienkoalition wie noch 2006 werden soll, löscht den Unbesiegbarkeitsmythos der Volksheim-Partei völlig aus. Bei dem Wahlgang am Sonntag werden die Genossen allerdings (voraussichtlich) auf äußerst ungewöhnliche Weise besiegt.

Denn nicht so sehr die Sachfragen machen der Partei zu schaffen. Sondern es ist die Person Mona Sahlin. Vor allem menschlich gilt die 53-Jährige vielen Schweden als zu garstig, zu bitter. Sahlin sei eine Rednerin, die ihr Politikerhandwerk zwar gelernt habe, aber unterhalb der Rhetorik keine Fachkompetenz besitze. So ähnlich, nur etwas zurückhaltender hatte sie selbst ihr Vorgänger, Ex-Ministerpräsident und Parteichef Göran Persson, nach ihrem Amtsantritt 2007 beschrieben. Eine Politikerin, die vor allem „intuitiv” und nicht mit dem Kopf handle.

Schwere Worte vom Übervater, der 1995 seine stellvertretende Regierungschefin in eine dreijährige Auszeit schicken musste. Zu viele Skandale hatte sie angehäuft. Mona Sahlin predigte Umverteilung, denn „wenn man Sozialdemokrat ist, ist es das Tollste, Steuern zu bezahlen“. Schwarz aber bezahlte sie ihre Kindermädchen, und schwarz schaute sie sich auch den ihrer Partei nahestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk an.

Das waren damals noch verzeihbare Tabus, für deren Bruch zwei Ministerinnen der gegenwärtigen bürgerlichen Regierung kurz nach Antritt wieder abtreten mussten. Persson schickte Sahlin in die „Auszeit“, als die bürgerliche Zeitung „Expressen“ aufdeckte, dass Sahlin mit ihrer Regierungs-Kreditkarte über 5000 Euro veruntreut hatte. Bargeld und auch Toblerone-Schokostangen gehörten dazu. Alles für private Zwecke. Dass sie sich nur ihren Lohn als Kabinettsmitglied vorzeitig ausbezahlte, galt als schlechte Entschuldigung.

Nach drei Jahren Auszeit war die im Oberschichtsstadtteil Nacka aufgewachsene Tochter wohlhabender Parteifunktionäre wieder da. Die Toblerone-Affäre ist indes an ihr kleben geblieben. Sahlins Befürworter beklagen sich allerdings auch über eine Hasskampagne der mehrheitlich bürgerlichen Medien im Lande. In der Tat machen diese unverhohlen Werbung für ihren Kontrahenten, Premierminister Fredrik Reinfeldt. Eine Zeitung rubrizierte gar Themenseiten mit „Der Mona-Hass“.

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