zum Hauptinhalt

Meinung: Sprache ist Herzenssache

„Politischer Eilmampf“ von Moritz Schuller vom 21. März Der Autor verharmlost das Problem der Anglizismen in der deutschen Sprache: alles schon einmal dagewesen und nur ein Problem der Deutschtümelei.

„Politischer Eilmampf“ von Moritz Schuller vom 21. März

Der Autor verharmlost das Problem der Anglizismen in der deutschen Sprache: alles schon einmal dagewesen und nur ein Problem der Deutschtümelei. Was er dabei nicht sieht: Es geht eben nicht mehr darum, dass sich die Sprache fremde Ausdrücke und Wendungen anverwandelt, weil sie keine entsprechenden Begriffe hat oder sie in einigen Fällen eben auch „chic“ findet (um einen solchen Ausdruck zu verwenden), und auch nicht um einen Vorgang, wie er sich mit dem Eindringen des Französischen vor einigen hundert Jahren als Kulturmode der Oberschichten vollzog, von denen nur eine begrenzte Anzahl von Wörtern und Begriffen in die Alltagssprache eingedrungen ist.

Vielmehr geht es jetzt um das konzentrierte „Dauerfeuer“ von englischen Wörtern und Begriffen durch große Teile der Wirtschaft, der Werbung, Teilen der Medien und auch vielen Organisationen, die glauben, sich mit diesen Anglizismen den Anschein von Modernität und Dynamik verschaffen zu können und daher zahllose Wörter und Wendungen der deutschen Alltagssprache ins Englische übertragen, ohne dass dafür die geringste Notwendigkeit besteht. 70 Prozent der Bevölkerung lehnen das ab und ärgern sich darüber! Sprache ist eben auch Herzenssache und etwas, von dem viele Menschen wollen, dass sie ihnen so erhalten bleibt, wie es überkommen ist … Alle die großen Versuche über den Zusammenhang von Sprache und menschlicher Identität kreisen schließlich um diesen Zusammenhang, von Humboldt angefangen bis etwa zu Heidegger und der „Sprache als Haus des Seins“ und weit darüber hinaus.

Die meisten Menschen in Deutschland empfinden die gegenwärtige Entwicklung nicht als „normal“, sondern als eine interessengesteuerte Kampagne, von der sich Teile der Gesellschaft größere Wirkung und größeren Erfolg für ihre jeweiligen Bemühungen und Ziele versprechen. Ist es wirklich teutonisch, dass man das großenteils nicht versteht und für sich und seine Sprache auch nicht will?

Hans Gerhart Bergmann,

Berlin-Lichterfelde

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false