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Staatsbankett: Jopi und die Nazikeule

Helmut Schümann kennt den wahren Grund, warum der Johannes Heesters von der Gästeliste des Staatsbanketts zu Ehren der niederländischen Königin Beatrix gestrichen werden musste

Kurz vor seinem 107. Geburtstag gab Johannes Heesters, der ewige Jopi, das Rauchen auf. Das ist schade. Denn sein Nikotinkonsum hätte eine prima Begründung sein können, warum der Herr von der Gästeliste des Staatsbanketts zu Ehren der niederländischen Königin Beatrix gestrichen werden musste. Tut uns leid, aber Rauchen in öffentlicher und offizieller Mission darf bei uns ausschließlich Helmut Schmidt. Aber nun raucht Heesters eben nicht mehr.

Er wurde dann ausgeladen, weil er, wie es offiziell heißt, zu einer größeren Gruppe gehört hat, die ausgeladen werden musste, weil nur eine sehr begrenzte Anzahl von Plätzen zur Verfügung stünde. Man sieht also, dass es bei einem Staatsempfang auch nicht anders zugeht als bei irgendeiner Gartenparty, zu der jeder etwas mitbringen soll, aber keiner die Koordination übernimmt und die Gastgeber am Ende auf Wochen hinaus mit Tofubällchen und Tiramisu versorgt sind. Oder aber: Das Protokoll des einladenden Bundespräsidenten nimmt es billigend in Kauf, als lächerliche Fehlplaner dazustehen, weil der wahre Grund für Heesters Demission noch viel peinlicher ist.

Der wahre Grund. Stellen wir uns einmal vor, dass es so war: Irgendjemand im Bundespräsidialamt meinte, es sei eine gute Idee, Johannes Heesters dabei zu haben, wenn seine Königin im Bellevue tafelt. Die komplette Gästeliste wurde den Gästen gezeigt, die daraufhin die Nase rümpften. Heesters? Der hatte 1941 zusammen mit dem Ensemble des Münchner Gärtnerplatztheaters das KZ Dachau besucht. War dort aufgetreten zur Unterhaltung der Schergen, oder auch nicht, das ist strittig, ist aber egal, weil Heesters auf jeden Fall unter den Nazis Karriere gemacht hat.

Und das reicht den Niederländern auch heute noch, die Nazikeule zu schwingen, selbst wenn der Adressat ein steinaltes, hutzeliges Männlein ist und damals wohl kein Täter war, sondern ein karrieregeiler Günstling und Mitläufer. Andererseits hätte eine solche Konsequenz bei uns Gustaf Gründgens, dem ewigen Mephisto, Berufsverbot nach 1945 beschert und das ganze bundesdeutsche Außenministerium wohl nicht existiert. Wie auch immer, der Bundespräsident übte den Kotau, offiziell: nahm Rücksicht auf den Gast, Heesters wurde ausgeladen. Man sagt auf einen Schelmen anderthalbe, wenn Unsinn mit Unsinn begegnet wird. Dann noch einen dazu: Heesters Agent Jürgen Ross sieht seinen Mann wegen der Absage theatralisch vom Tode bedroht. Es ist wirklich schade, dass Jopi nicht mehr raucht.

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