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Studiengebühren: Wer zahlt, zahlt drauf

Studiengebühren machen die Uniwelt nicht nur teurer, sondern auch schöner: So lauteten die Versprechen, als die ersten Bundesländer vor zwei Jahren das Bezahlstudium einführten. Nun will Hessen als erstes Land die Studiengebühren wieder abschaffen – aus gutem Grund.

Dank der zusätzlichen Gelder lernen Studenten in kleinen Seminaren. Der Professor ist für sie nicht mehr Herr Unbekannt, sondern ständiger Ansprechpartner. Sie können ihr Studium auch dann zügig durchziehen, wenn sie aus einem armen Elternhaus kommen, ein großzügiges Stipendium macht es möglich.

Und jetzt? Hessens Landtagsmehrheit will die Studiengebühren wieder abschaffen. SPD, Grünen und Linkspartei ging es nicht so sehr um die Studierenden, sondern um eine politische Machtdemonstration; zudem weigert sich Ministerpräsident Koch, die Initiative umzusetzen. Als Symbol taugt das hessische Gebühren-Aus trotzdem gut. Denn die Erfahrungen mit den Studiengebühren in Deutschland sind ernüchternd.

In der Lehre kommen die Hochschulen trotz Geldsegens nicht voran. Das liegt oft an den Unis selbst. Sie verkleckern die Gebühren für Laborausstattungen oder W-Lan- Netze, statt ranzuklotzen und neue Professoren einzustellen. Andererseits werden die Hochschulen rechtlich gebremst. Noch immer ist nicht geklärt, ob sie mit neuen, aus Gebühren bezahlten Professuren ihre Betreuungsrelationen überhaupt verbessern dürfen. Das Kapazitätsrecht sieht das Gegenteil vor: Unis müssen mit zusätzlichen Professoren mehr Studienplätze schaffen. Niemand kann wollen, dass sich die Hochschulen abschotten. Aber im Zusammenhang mit Studiengebühren ist die Kapazitätsregelung absurd.

Auch neue Stipendienprogramme wurden nicht aufgelegt. Schlecht für Studierende. Sie müssen, wenn sie sich die Gebühren nicht leisten können, einen teuren Kredit aufnehmen. Das ist ein Skandal, weil Deutschland mehr Akademiker braucht. Stattdessen geht der Anteil der Abiturienten, die studieren wollen, zurück.

Bisher gingen viele davon aus, dass die Gebührenunis den anderen bald davonziehen – weil sie mehr Geld haben und weil sie ehrgeizigere Studenten. Die Ironie der Geschichte: Es könnte das Gegenteil passieren. Warum sollten Studenten an eine gebührenpflichtige Hochschule gehen, wenn sie das Gefühl haben, diese leistet gar nicht genug für ihr Geld? Von den Gebühren könnten so auch jene Hochschulen profitieren, die keine kassieren, also etwa die Berliner Unis. Je mehr Abiturienten sich dort bewerben, desto höher liegt der Numerus Clausus – und desto besser sind die Studienanfänger. Auch das ist Wettbewerb.

Wenn Berlin aber für andere Länder ausbildet – wie es seit Jahren geschieht – , sollten diese dafür zahlen. Für einen solchen Finanzausgleich wirbt Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) seit langem. Unangemessen wäre dagegen, schon jetzt nach Gebührenerhöhungen zu rufen – nach dem Motto: Das Geld der Studenten reicht ja gar nicht aus, um richtige Verbesserungen auf den Weg zubringen. Solange die neue Uniwelt aussieht wie die alte, sollten die Gebühren nicht auch noch steigen.

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