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Syrien: Ausblenden und abwarten

Wenn die Nato nur wollte, könnte sie das Assad-Regime stürzen, denn es ist nicht stärker, als es Husseins Irak oder Milosevic' Jugoslawien waren. Doch die Nato will nicht.

Vor einem Jahr sagte US-Präsident Obama: „Einige Nationen mögen in der Lage sein, Gemetzel in anderen Ländern auszublenden. Wir sind da anders.“ Wenig später ergänzte US-Außenministerin Clinton: „Die Welt hat nicht auf ein zweites Srebrenica an einem Ort namens Bengasi gewartet.“ Anschließend wurde Gaddafi gestürzt. Heute heißt das zweite Srebrenica Homs, und es liegt in Syrien. Doch der Westen hat beim Ausblenden und Abwarten hinzugelernt. Beides kann er inzwischen ganz gut. Denn die Behauptung, ihm seien diesmal die Hände gebunden, ist eine Ausrede. Assads Syrien ist militärisch nicht stärker, als es Husseins Irak oder Milosevic’ Jugoslawien waren. Russlands Veto ist damals wie heute irrelevant. Iran würde wegen der Eskalationsgefahr nicht eingreifen. Wenn die Nato nur wollte, könnte sie das Assad-Regime stürzen. Aber sie will nicht. Die Intervention wäre massiv, teuer und blutig. In Libyen ist sich die Allianz ihrer Grenzen bewusst geworden. Außerdem hat sie Angst, erneut Islamisten an die Macht zu bomben. Nie wieder Krieg, heißt ihre neue Devise. Raus aus Irak, raus aus Afghanistan! Und nirgendwo sonst, gar aus humanitären Gründen, hinein. Manchmal ist die Wahrheit wirklich bitter.

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