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Meinung: Tag der Arbeit: Kein Vertrauen in die Köpfe

Die Maikundgebungen der Gewerkschaften sind ein letztes Symbol des Kollektivismus: Masse, Sonne, Natur, Blasmusik und Reden. Das erinnert an Zeiten, als Bewegungen - Friedens-, Frauen-, Jugend- und Arbeiterbewegung - noch zum Inventar politischer Willensbildung zählten.

Die Maikundgebungen der Gewerkschaften sind ein letztes Symbol des Kollektivismus: Masse, Sonne, Natur, Blasmusik und Reden. Das erinnert an Zeiten, als Bewegungen - Friedens-, Frauen-, Jugend- und Arbeiterbewegung - noch zum Inventar politischer Willensbildung zählten. Die Kundgebungen leben auch heute noch von der Inszenierung, mit großen Worten über Solidarität zwischen Ost und West von Kanzler oder großen und weniger großen Gewerkschaftsführern. Das alles stammt aus Zeiten als es noch keine SKL-Shows gab. Und das waren keine schlechten Zeiten. Doch der Wille, der sich auf den Plätzen des 1. Mai bildet, wird schwächer, und die Mitgliederzahlen der deutschen Gewerkschaften werden schütter. 7,8 Millionen Mitglieder zählen die Arbeitnehmerorganisationen hier zu Lande; nach der Wiedervereinigung waren es einmal fast zwölf Millionen. Woran das liegt? "Zukunft braucht alle Köpfe" lautete das Mai-Motto. Mag sein, dass diese Köpfe Widersprüche in den Forderungen des DGB entdecken. Die Unternehmen sollen Gewinne in Arbeitsplätze ummünzen, heißt es. Das ist eine gute Forderung. Doch wer zugleich die Mitbestimmung ausbauen, den Kündigungsschutz verschärfen und Überstunden verbieten will, der bietet nicht gerade Anreize, um Arbeitsplätze zu schaffen. Und wer den Beschäftigten ein Mitspracherecht bei Lohnhöhe und Arbeitszeit verwehrt, hat vielleicht doch nicht so viel Vertrauen in die Köpfe.

ank

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