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Meinung: Terror gegen USA: Das ist wie Krieg

Das ist ein Krieg, und es ist ein Krieg gegen die zivilisierte Welt. Amerika leidet unter Terroranschlägen unvorstellbaren Ausmaßes und mit den Amerikanern leiden Menschen auf der ganzen Erde.

Das ist ein Krieg, und es ist ein Krieg gegen die zivilisierte Welt. Amerika leidet unter Terroranschlägen unvorstellbaren Ausmaßes und mit den Amerikanern leiden Menschen auf der ganzen Erde. Diese Anschläge werden die Welt verändern. Wenig wird so sein wie vorher. Entführte Passagiermaschinen als fliegende Bomben, von Kamikazepiloten mitten in Hochhäuser gesteuert, brennende, in sich zusammenstürzende Wolkenkratzer, im Zentrum New Yorks, im Herzen der Vereinigten Staaten. Amerika ist tief verwundet. Was jetzt ist, ist wie nach Pearl Harbor, dem Überfall der japanischen Luftwaffe auf die amerikanische Pazifikflotte - vielleicht schlimmer. Viel spricht dafür, dass die Amerikaner das, was gestern geschah, als Kriegserklärung annehmen und entsprechend beantworten werden - mit jener Entschlossenheit, die sie in Situationen äußerster Bedrohung immer zeigen.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotos: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Hintergrund: Terrorangriffe auf Ziele der USA Noch weiß man nicht, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Einiges spricht für einen extremen arabischen Hintergrund. Es gab Drohungen aus dieser Richtung, Geheimdienstwarnungen. Amerikabesucher wurden von jüdischen Gesprächspartnern immer wieder auf mögliche neue Terroranschläge angesprochen. Dass die Krise des Nahen Osten in die USA abstrahlen würde, war vorhersehbar, gerade, weil sich Präsident George W. Bush im Gegensatz zu seinem Vorgänger weitgehend aus der aktuellen Vermittlungsdiplomatie zurückgezogen hatte. In dem Maße, in dem Selbstmordanschläge den Krieg aus den besetzten palästinensischen Gebieten in den jüdischen Staat hineintrugen, wuchs die Gefahr, dass die Eskalation des Terrors die Grenzen der Region überschreiten würde. Vor vorschnellen Schlussfolgerungen muss man dennoch warnen, obwohl die Signale aus der arabischen Welt gestern widersprüchlich waren. Gespenstischer Jubel in den Palästinenserlagern. Eine PLO, die sich distanzierte. Im Namen einer anderen, extremistischen, Organisation wurde zunächst die Verantwortung übernommen, wenig später gab es Dementis. Aber auch Osama bin Laden, die Taliban, könnten den religiös-fundierten Hintergrund bilden. Und es gibt noch einen dritten Verdacht. Der Anschlag von Oklahoma hat gezeigt, wozu amerikanische Terroristen bereit sind. Wer immer jedoch dahinter steht - dies war ein genauso infames wie perfektes Zusammenspiel verschiedener Täter, durch den fanatischen Willen zur Vernichtung verbunden.

Entsprechend wird die Reaktion Amerikas sein, sobald Klarheit über die Hintergründe besteht. Die Europäer haben den Amerikanern immer wieder Hysterie unterstellt. Aber die schlimmsten Befürchtungen der USA trafen alle ein, Bombenanschläge auf Botschaften und Schiffe und nun der Stoß mitten in das Herz der Zivilgesellschaft. Über die Raketenabwehr im Weltall, über National Missile Defense, wird nun erneut diskutiert werden. NMD hätte, was gestern geschah, nicht verhindert. Dennoch werden die Amerikaner alles tun, das "Böse", wie sie es nennen, auszurotten, ob sie seine Wurzeln nun im Nahen Osten oder in Afghanistan ausmachen.

Die diplomatische Pause, die der neue Präsident seinem Land verordnet hatte, ist auf furchtbare Art beendet worden. Die Lehre daraus ist bitter. Die einzige verbliebene Weltmacht wird zum Opfer des Terrors, weil sie Weltmacht ist, und weil sie sich einmischt. Und sie wird zum Opfer, wenn sie sich herauszuhalten sucht. Die Konsequenz für die USA wie für deren Verbündete ist eindeutig. Terror, gerade staatlich tolerierter Terror, muss rechtsstaatlich und gleichzeitig mit absoluter Konsequenz bekämpft werden. Diese Konsequenz kann bis zu einem Krieg reichen.

Die Menschen in Berlin aber, die den Amerikanern in ihrer jüngeren Geschichte so viel verdanken, trauern mit ihnen. Auf eine sehr bittere Weise kehrt sich jetzt ein großer Satz um: Heute sind wir alle New Yorker.

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