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Thüringen: Auf einen Satz

Wenn es in Thüringen schnell gehen sollte, wäre das ein Signal: Es gäbe dann nicht mehr nur rechnerisch eine andere Mehrheit in Deutschland

Jetzt zählt jeder Satz. In Thüringen geht’s um die Wurst, will sagen: um die Regierung. Dass Linken-Spitzenkandidat Bodo Ramelow auf seinen Anspruch, Ministerpräsident zu werden, verzichtet und die Linken-Bundesführung in Gestalt von Gregor Gysi sich darüber ärgert – wer soll das ernstlich glauben? Die Meister der wandelbaren Worte, die Herren der Taktik, die Freunde der Grautöne sehen plötzlich nur noch Schwarz oder Weiß? So ist doch Politik nicht. Oder so: Das ist keine Politik. Und jetzt geht es gerade um ziemlich große, über Thüringen hinaus.

Darum kommt Ramelows Verzicht gelegen, und zwar Rot-Rot-Grün. Ehe sich die Verhandler verhaken können, eröffnet der Linke eine Möglichkeit zur Einigung. Er verzichtet von sich aus, wenn niemand damit rechnet. Taktisch klug ist das. Jetzt kann, jetzt müsste die SPD nachziehen mit ihrem Spitzenkandidaten Christoph Matschie. Die Linken-Bundespartei beharrt auf dem „Vorschlagsrecht für das Ministerpräsidentenamt“, wie Gysi sagt. Das ist der Satz, der gegenwärtig zählt. „Eine starke und kluge Frau“, so lautet Ramelows Vorschlag.

Dieser Satz kann noch interessant werden. Warum auch soll es immer so gehen wie bisher? Wer sagt, dass die stärkste Koalitionsfraktion zwingend den Regierungschef stellt? Warum soll nicht eine von allen getragene Kandidatin benannt werden? Katrin Göring-Eckardt ist genannt, die protestantische Grüne, die zu vielen Schattierungen passt. Es finden sich vielleicht auch noch andere. Und Matschie tritt dann nach dem Coup wie Ramelow als Minister in die Regierung ein. Oder er bleibt Partei- und Fraktionschef, gegen den nichts geht.

Wenn es in Thüringen schnell gehen sollte, vielleicht noch vor der Bundestagswahl eine Regierung zustande käme, dann wäre das ein Signal: Es gäbe dann nicht mehr nur rechnerisch eine andere Mehrheit in Deutschland, sondern eine, die noch dazu nicht an der Linken scheitert. Matschie sagt, er will erst über Inhalte verhandeln. Rot-Rot-Grün als Signal, als Fanal gehört eigentlich dazu. Noch acht Tage.

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