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Meinung: Toleranz fängt ganz oben an

PRÄSIDENT ZUM KOPFTUCH

Wie wichtig das Amt des Bundespräsidenten doch ist, zeigt sich dieser Tage. Er gibt bei zwei Themen der weiteren Debatte die Richtung vor, übrigens beide Male inspiriert von den Kirchen. Erstens bei den Reformen, wo Johannes Rau vor einem Furor warnt, der im Wahn enden kann, zweitens beim Thema Kopftuch in der Schule. Keine Mönchskutte, kein Kopftuch, so lautet kurz gefasst die These des Bundespräsidenten. Man müsste hinzufügen: auch keine Kippa. Sie wird zum weiteren Beleg seiner Streitbarkeit für die verbleibenden Monate im Schloss Bellevue – schöne Aussichten. Rau, der argumentiert wie in Frankreich der konservative Präsident Jacques Chirac, das klingt nur wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Während Chirac vor allem institutionell denkt und der Trennung von Staat und Kirche unbedingt Geltung verschafft, mahnt Rau zur Gleichbehandlung der Religionen. Die Millionen Muslime in Deutschland sollen wissen, dass sie die gleichen Rechte – und Pflichten – haben wie katholische und evangelische Christen oder Juden. Dass Fundamentalisten der Weg ins Klassenzimmer versperrt sein sollte, gilt auch für alle gleich. Hier hat der evangelische Christ Rau eine der möglichen Positionen bezogen; und sie belegt seinen die Amtszeit überwölbenden Wunsch nach Toleranz. Schon die erste Rede zeugte davon, dann seine Haltung nach dem Anschlag von Solingen, später die zum Einwanderungsgesetz. Wie wichtig Raus Präsidentschaft doch war, lässt sich daran ermessen. cas

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