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Tourismus in Berlin: Ruhe bitte!

Ein Gespenst geht um in Kreuzberg – das Gespenst des Massentouristen. Ratternd lärmt sein Rollkoffer durch die Straßen; ohne Koffer und kreuzfidel, daher nicht weniger lärmend, kehrt er spätabends zurück ins Hotel, den Einheimischen ein ruhestörendes Ärgernis.

Ein Gespenst geht um in Kreuzberg – das Gespenst des Massentouristen. Ratternd lärmt sein Rollkoffer durch die Straßen; ohne Koffer und kreuzfidel, daher nicht weniger lärmend, kehrt er spätabends zurück ins Hotel, den Einheimischen ein ruhestörendes Ärgernis. So ähnlich sehen das offenbar die Grünen im Bezirk, befürchten in ihrem geliebten Kiez SO 36 massive Einbußen für dessen jahrzehntelang gepflegte Authentizität und propagieren ein neues Ziel: Unser Dorf soll ruhiger werden. Ein Rückfall in die Provinzialität? Angesichts der steigenden, von offizieller Seite stets freudig gefeierten Berliner Touristenzahlen mag das so aussehen, aber nach erstem Kopfschütteln über dieses seltsame Völkchen, das schon beim Auftauchen des ersten McDonald’s-Restaurants im Kiez das Ende der Welt gekommen sah, wird vielleicht doch Verständnis für dessen Sorge aufkeimen. Dass der von unverfälscht-originalem Leben träumende Tourist genau das, was er sucht und was ihm zu finden ja auch vergönnt sei, durch massenhaftes Auftreten tendenziell zerstört, ist eine Erkenntnis, die selbst den Tourismusförderern dämmert. Deswegen muss man nicht gleich „Rollkoffer raus aus Kreuzberg“ fordern (tut in der Schärfe auch keiner), aber ein touristischer Entwicklungsplan wäre nicht die schlechteste Idee. ac

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