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Trojanische Wäsche: Ausgang für Nazis

Ein T-Shirt, das als Trojaner in Nazi-Haushalte kommt, soll beim Aussteigen helfen. Dafür muss der geneigte Rechtsradikale es allerdings erst waschen. Stinken oder Gegenargumente, das ist hier die Frage.

Wie man der unsäglichen NPD und ihren ebenso unsäglichen rechtsradikalen Anhängern beikommt, nun, darüber gibt es unterschiedliche Ansätze. Die einen versuchen es, sehr aktuell mal wieder, mit dem Versuch, ein Verbot juristisch zu zementieren. Heikles Thema, es gibt viele gute Gründe, die für so ein Verbot sprechen, und Argumente dagegen. Andere, es sind nicht wenige, versuchen es durch Ignorieren. Ebenfalls heikel, weil Ignorieren in diesem Fall oft mit Wegschauen verwechselt wird. Dritte setzen sich auf eigene Faust mit den Rechtsradikalen auseinander, gemäß der Überzeugung, dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört. Eine Methode, die auf jeden Fall juristisch nicht astrein ist, auf jeden Fall nicht Erfolg versprechend.

Ob eine neue, am vergangenen Wochenende ausprobierte Taktik Erfolg hat, ist absolut offen. Aber sie ist charmant, klug, witzig, geradezu von mythologischer Raffinesse und spekuliert listig mit der eigenen Überzeugung der Rechtsradikalen, saubere Deutsche zu sein. „Exit“, die Aussteigerinitiative, hat sie ausgeklügelt und am Wochenende bei einem von der NPD veranstalteten Rock-Konzert in Gera angewandt. T-Shirts haben sie unters braune Volk gebracht, haben sie mittels eines Strohmanns dem Veranstalter übergeben, auf dass er sie den Besuchern weiterschenkt. Und weil darauf ein Totenkopf und der Schriftzug „Hardcore Rebellen“ und die übliche rechtsradikale Bildsprache abgebildet waren, griff die Szene gerne zu. 250 Shirts kamen so in Umlauf.

Trojaner dies, echte Trojaner. Ausgehend davon, dass der vermeintlich saubere Deutsche auch ordentlich seine Wäsche wäscht, versteckt sich unter der Aufschrift eine weitere Nachricht. Nach dem Waschen nämlich verschwindet der Dreck, also die ursprüngliche Aufschrift, stattdessen ist zu lesen: „Was Dein T-Shirt kann, kannst Du auch – Wir helfen Dir, Dich vom Rechtsextremismus zu lösen“, folgerichtig mit den Kontaktdaten der Initiative versehen. Brillant ausgetrickst. Allein dafür schon gebührt „Exit“ mindestens eine Seele, die sich abkehrt von den Dumpfbacken, um fortan wieder das Hirn zu gebrauchen. Aber wenn nun keiner die Botschaft liest, keiner das T-Shirt wäscht. Dann kann man sagen, was man immer sagen kann: „Ey, Nazi, du stinkst!“

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