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Türkei und Syrien: Federführend

Jahrelang hat die Türkei den Anspruch angemeldet, als Regionalmacht anerkannt zu werden. Im Umgang mit Syrien demonstriert sie nun eindrucksvoll, dass sie längst Regionalmacht ist und die Entwicklung in ihrer Umgebung maßgeblich mitbestimmt.

Jahrelang hat die Türkei den Anspruch angemeldet, als Regionalmacht anerkannt zu werden. Im Umgang mit Syrien demonstriert sie nun eindrucksvoll, dass sie längst Regionalmacht ist und die Entwicklung in ihrer Umgebung maßgeblich mitbestimmt. In Syrien geht das bis hin zur aktiven Beihilfe zum Regimesturz. Dass Syrien besonderes Augenmerk gilt, ist logisch, verbindet die beiden Nachbarländer doch eine 800 Kilometer lange Landesgrenze. Dennoch ist beeindruckend, wie schnell das außenpolitische Powerduo in Ankara, Premier Erdogan und sein strategisch vordenkender Außenminister Davutoglu, auf die Veränderungen in der Region reagiert: Im Zuge einer Null-Probleme-Politik mit den Nachbarn hatte man sich zunächst mit dem Regime in Damaskus ausgesöhnt, die Grenzen geöffnet und Visa abgeschafft und damit die heimische Wirtschaft erheblich angekurbelt. Doch als Baschar al Assad ausschließlich auf Gewalt setzte, um die Proteste im Land zu ersticken, war die Türkei eines der ersten Länder, die sich offen abgewandt haben und nun der zivilen und der militärischen syrischen Opposition eine territoriale Basis und Unterstützung gewähren. Das ist weitsichtige Macht- und Interessenpolitik, gepaart mit Entscheidungsfreudigkeit vom Feinsten. Diese allerdings droht den türkischen Regierenden zu Kopf zu steigen. Mit der Unterstützung der Aufständischen in Syrien unterstreicht Erdogan auch den Anspruch, Herr des Arabischen Frühlings bis hin nach Nordafrika zu sein. Das wäre dann aber schon mehr Welt- als Regionalmacht. an

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