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Meinung: Unterfinanziert

Beilage „Psychiatrie“ vom 19. November Wir haben uns sehr über Ihre achtseitige Beilage zu diesem wichtigen Thema gefreut.

Beilage „Psychiatrie“ vom 19. November

Wir haben uns sehr über Ihre achtseitige Beilage zu diesem wichtigen Thema gefreut. Als niedergelassene Psychiaterinnen kämpfen wir seit Jahren für eine bessere ambulante Versorgung von psychisch erkrankten Menschen. Die geschilderten Beispiele wie das einer jungen Frau, die wenige Wochen nach Entlassung aus stationärer Behandlung wieder aufgenommen werden musste, weil sie ambulant „nur wenige kurze Termine bei einem niedergelassenen Psychiater“ erhalten habe, erstaunen uns nicht und schmerzen dennoch.

Einer der wichtigsten Gründe für den beschriebenen Missstand der ambulanten psychiatrischen Versorgung wurde in den acht Seiten jedoch nicht erwähnt: Das ist die krasse Unterfinanzierung der ambulanten Psychiatrie in den letzten Jahren, die noch einmal verschärft wurde infolge der Abwertung der Honorare für psychiatrische Gesprächsleistungen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen im Jahre 2010. Seitdem werden den niedergelassenen Fachärzten für Psychiatrie leider nur noch ca. 30 Minuten Gespräch pro Patient im Quartal honoriert, jede darüber hinausgehende Leistung für ihre psychiatrischen Patienten müssen die Kassenärzte quasi „ehrenamtlich“ erbringen. Um ihre Praxen noch wirtschaftlich führen zu können, weichen viele Psychiater, die noch über andere Qualifikationen verfügen, auf besser bezahlte Tätigkeiten wie zum Beispiel Antragspsychotherapie aus. Dadurch erhalten viele schwerer psychisch Kranke zu wenig oder gar keine Gesprächsleistungen mehr und werden zunehmend schlechter versorgt.

Wir würden sehr gern die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der psychiatrischen Behandlung unserer psychisch schwerkranken Patienten anwenden. Aus unserer Sicht könnte die ambulante psychiatrische Versorgung schnell und wirkungsvoll verbessert werden, indem die KV die von den Kassenärzten erbrachten psychiatrischen Gesprächsleistungen wieder so honoriert, dass die Leistungserbringer von ihrer fachärztlichen Arbeit leben und ihre Familie ernähren können.

Dr. Ursula Bartholomew-Günther,

Berlin-Mitte;

Dr. Sonja Süß, Berlin-Schmargendorf;

Dr. Ingrid Weißenborn, Berlin-Dahlem; Gaby Weuthen, Berlin-Kreuzberg

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