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Aktivist:innen der „Letzten Generation“ blockieren erneut Straßen und Autobahnen.

© fritz engel / archiv agentur zenit

Unwort des Jahres: Wer das Klima nicht schützt, terrorisiert die Umwelt

„Klimaterroristen“ ist zum Unwort des Jahres erklärt worden. Das wird der Sache aber nicht gerecht. Denn es muss mehr denn je getan werden, um unsere Lebensform zu sichern.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Nun ist es gewählt, das Unwort des Jahres, und die Auswahl war leider groß. „Sozialtourismus“ hätte es auch werden können, das Wort spricht für sich, oder besser: gegen die, die es denken und verwenden. Ähnlich ist es mit der Nummer 1, mit dem Begriff „Klimaterroristen“.

Gemeint sind die, die mit radikalen Maßnahmen auf die Lage bei Klima und Umwelt überhaupt aufmerksam machen. Das Sich-Festkleben auf Straßen, an Brücken oder der Kampf um Ortschaften wie Lützerath in NRW sind Ausdruck dessen, dass es Menschen gibt, die Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen, bitter ernst, und dringend etwas tun wollen.

Sagen wir: Die Augen öffnen dafür, dass der Weltuntergang naht. Polemisch? Vielleicht ein Gran übertrieben, aber auch nicht mehr. Doch ist Weltuntergang auch wieder nur ein Wort. Es lässt stutzen, aufmerken – das war’s. Der Ärger verfliegt.

Andere lassen Taten sprechen. Fakten sagen: in Notwehr, zur Gefahrenabwehr für künftige Generationen. Damit die überhaupt noch eine Zukunft haben.

Richtig: Terror ist Gewalt und – zugespitzt – das Paradies auf Erden gewaltsam herbeiführen zu wollen, ein Widerspruch in sich, außerdem zu allem, was Recht ist. Die Bedeutung und Wirkmächtigkeit von Parlamenten und Gerichten soll mal niemand unterschätzen. Richtig ist darüber hinaus, dass der Gang durch die Institutionen des Rechtsstaats dabei hilft, die Mittel abzuwägen.

Hier gilt allerdings mehrerlei, um das Erreichen des großen Ziels zu ermöglichen. Das da lautet, der nach Ansicht vieler unmittelbaren, in jedem Fall aber unausweichlichen Gefahr zu begegnen.

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Heißt, dabei nicht zu zerstören, was aufgebaut werden soll: immer mehr Menschen hinter dem Klimaschutzgedanken zu versammeln, mit kluger außerparlamentarischer und parlamentarischer Aktion.

Das ist zu viel verlangt? Bei Weitem nicht. So, wie es nicht zu viel ist, sich vor Gebrauch des Wortes der Bedeutung zu vergewissern: „Klimaterroristen“ – als handle es sich um eine elitäre Widerstandsgruppe ideologisch Gleichgesinnter, die die Welt, in der wir leben, zerstören wollen.

Das Gegenteil ist das, was die allermeisten Aktivist:innen leitet: die Umwelt zu erhalten, um unsere Lebensform zu sichern. Homo sapiens als lernender, einsichtiger Mensch. Und Menschen, die sich streitig engagieren, nicht zu denunzieren, sondern ihren Anstoß in den Entscheidungsprozess zu integrieren – darum geht es. Denn im Grunde ist es doch so: Wer das Klima nicht schützt, terrorisiert die Umwelt.

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