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US-Wahl: Das ist die Krönung

Mit den Clintons und den Kennedys geben zwei Dynastien Barack Obama Stärke zurück. Damit haben die Demokraten das Weiße Haus noch nicht gewonnen. Aber sie haben jetzt wieder eine gute Chance, den Präsidenten zu stellen.

Hillary Clinton hat eine große Rede gehalten, vielleicht war es die wichtigste des Parteitags. Es kann nun keinen Zweifel mehr geben, wo sie steht: nicht gegen Barack Obama, nicht schmollend im Abseits, sondern hinter ihm. Sie hat alles getan, damit jene enttäuschten Anhänger, die ihre Niederlage noch immer nicht akzeptieren wollen, sich im Interesse der Partei hinter Obama stellen. Nur so können die Demokraten die Wahl gewinnen und die Reformen einleiten, die sie doch alle gemeinsam anstreben.

Man kann sagen, sie hatte keine andere Wahl. Aber ebenso richtig ist: Sie hat weit mehr als das Unvermeidliche gegeben. Der Montag und der Dienstag zeigten, welche Macht die Titanen der Partei haben: die Kennedys und die Clintons. Sie sind zwar nicht die heimlichen Herrscher, denn sie können nicht mehr erzwingen, dass die Dinge in ihrem Sinne laufen. Aber sie haben potenzielle Zerstörungsmacht. Wer sich gegen sie stellt, den können sie vernichten. Hätte Clinton Obama in ihrer Rede nur halbherzig unterstützt, würde die Partei gespalten in die Wahl ziehen – und vermutlich verlieren. Obama braucht sie, um zu siegen.

Die Kennedys hatten sich von Anfang an für Obama erklärt. Sein Aufstieg bekräftigt ihren eigenen Familienmythos. Er erinnert an den jugendlichen Präsidenten John F. Kennedy. Und er kommt ihnen nichts ins Gehege, denn noch steht kein junger Kennedy mit eigenen Präsidentschaftsambitionen bereit. Das war bei den Clintons anders. Der Wettstreit um die Nominierung war zugleich ein Kampf, wer die Partei künftig beherrscht. Obama hat ihn gewonnen. Aber er kann die Macht nur nutzen, wenn die Clintons den Generationswechsel öffentlich akzeptieren. Sie brauchen sich gegenseitig für ihre Zukunft. Hillary bekam einen Abend der Ovationen nur für sich. Sie ist jetzt keine Geschlagene mehr, sondern eine neue Heldin der Partei. Und Obama ist jetzt die unbestrittene Nummer eins.

Damit haben die Demokraten das Weiße Haus noch nicht gewonnen. Aber sie haben jetzt wieder eine gute Chance, den Präsidenten zu stellen. Das war nicht allein Hillarys Verdienst, aber sie krönte die Wendung. Nach dem ersten Tag des Parteitreffens war dieser unbedingte Siegeswille noch nicht zu spüren. Nur Ted Kennedy riss die Delegierten am Montag mit. Michelle Obamas Auftritt war gefühlvoll und gelungen, aber defensiv. Sie muss darum werben, von der Nation als erste dunkelhäutige First Lady toleriert zu werden.

Der Dienstag war dagegen ein Feuerwerk an Begeisterung. Vor allem die Gouverneure aus Swing States peitschten die Stimmung hoch. Mitte-rechts-Demokraten wie Brian Schweitzer aus Montana, Ted Strickland aus Ohio und Robert Casey, Senator von Pennsylvania, zeigten, wie man Unabhängige und selbst moderate Republikaner als Wähler gewinnt.

Dann kam Hillarys glanzvolle Rede. Es war genau die richtige Mischung aus Pathos, Selbstbewusstsein trotz Niederlage und Appell, das größere Ziel im Auge zu behalten: Demokraten im Weißen Haus. Die Sommerwochen liefen nicht gut für Obama. John McCain holte in den Umfragen auf. In Denver haben die Demokraten zu sich selbst gefunden. Sie glauben wieder an ihre Stärke. So können sie den republikanischen Parteitag nächste Woche überstehen. Und dann kann die Wahl kommen.

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