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US-Wahlkampf: In die Rolle gepresst

Barack Obama triumphiert in South Carolina – und ist darüber nicht nur glücklich.

Dieser Triumph wird noch richtig teuer. Barack Obama hat Hillary Clinton bei der Vorwahl in South Carolina deklassiert. Für den dunkelhäutigen Senator aus Illinois stimmten doppelt so viele Bürger wie für die weiße Kollegin aus New York. Das verdankt er den Schwarzen, die in South Carolina in nie dagewesener Zahl wählen gingen und sich zu 80 Prozent für Obama entschieden.

Doch schon vor dem Erdrutschsieg wussten seine Strategen: Je besser er jetzt bei den Schwarzen abschneidet, desto schlechter für ihn in neun Tagen am Super Tuesday. Dann stimmen 22 Staaten gleichzeitig ab, wer in der Hauptwahl im November antreten soll. Wenn Obama wegen seines Erfolgs bei den Afroamerikanern nun plötzlich als „Kandidat der Schwarzen“ wahrgenommen wird, werden umso weniger Weiße und Latinos für ihn stimmen. So kompliziert sind die Rassenbeziehungen in den USA. Von den weißen Wählern in South Carolina votierte nur jeder Vierte für Obama – viel weniger als in Iowa bei seinem überraschenden Sieg über Hillary und bei seiner knappen Niederlage gegen sie in New Hampshire.

Bisher war Obama ein Liebling der höher gebildeten und besserverdienenden Weißen sowie der Jungwähler. Er war so überragend und überraschend erfolgreich, weil er als Bewerber auftrat, der eine dunklere Hautfarbe hat, aber über dem Rassenkonflikt steht. Der Sohn eines schwarzen Gaststudenten aus Kenia und einer weißen Mutter aus Kansas weckte die Hoffnung auf eine Ära, in der Herkunft und Hautfarbe bedeutungslos werden. Er galt als der Versöhner, der alle Amerikaner zusammenführt.

Hillary und Bill Clinton haben in den jüngsten Wahlkampftagen viel unternommen, um diese naiv-idealistische Deutung der Obama-Kandidatur zu erschüttern. Sie haben unterschwellig immer wieder die Rassenfrage angesprochen – was beide natürlich offiziell empört bestreiten. Hillary wusste, dass ihr dieses Vorgehen in South Carolina und auch bei schwarzen Wählern in anderen Staaten schadet. Vor einem Jahr lag sie in dieser Gruppe noch 60 zu 20 vor Obama. Heute stehen die Afroamerikaner hinter ihm. Aber die Clintons haben das in Kauf genommen, weil die Schwarzen nur 13 Prozent der US- Bevölkerung stellen. Auf deren Stimmen können sie verzichten, wenn dafür, erstens, die Latinos Hillary wählen. Sie sind heute eine weit größere Minderheit, und sie haben starke Vorbehalte gegen Afroamerikaner. Und wenn, zweitens, jene Weiße, die Schwarzen mit Misstrauen begegnen, in höherer Zahl für sie votieren.

Obama bleibt nur ein schwieriger Spagat. In den Südstaaten und anderen Regionen mit hohem Schwarzenanteil muss er auf Afroamerikaner setzen, um dort seine Erdrutschsiege zu wiederholen. In South Carolina gingen rund doppelt so viele Schwarze zur Wahl wie zuvor, nur seinetwegen. Und die Nichtschwarzen anderswo muss er gleichwohl überzeugen, dass er immer noch der Versöhner über alle Gräben hinweg ist.

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