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Meinung: Vereinigung ohne Versöhnung

VERHANDLUNGEN AUF ZYPERN

Der erste Tag der entscheidenden Verhandlungen auf Zypern endete wie gewohnt: im Streit. In den dreistündigen Gesprächen sammelten die Spitzenvertreter von Griechen und Türken so viele negative Eindrücke von den Vorstellungen der Gegenseite, dass es für eine ganze Liste von Vorwürfen reichte. Zumindest zum Teil ist das Taktik, um den jeweils anderen gleich zu Beginn des Verhandlungsmarathons in die Defensive zu bringen. Doch der türkischzyprische Volksgruppenführer Rauf Denktasch und der griechisch-zyprische Präsident Tassos Papadopoulos spielen ein gefährliches Spiel: Sie könnten die Wähler so aufputschen, dass sie bei den geplanten Volksabstimmungen Ende April eine Wiedervereinigung ablehnen. Das Misstrauen auf beiden Seiten ist ohnehin groß. Das zeigt der Bombenanschlag auf das Haus des pro-europäischen Politikers Mehmet Ali Talat im türkischen Teil der Insel. Und auch in der griechischen Republik sehen viele eine Wiedervereinigung im Rahmen des Friedensplanes von UN-Generalsekretär Kofi Annan sehr skeptisch. Als Denktasch im vergangenen Jahr Annans Plan ablehnte und damit die damaligen Verhandlungen platzen ließ, waren viele griechische Zyprer sehr erleichtert. Dieses Misstrauen kann nicht in ein paar Wochen wegverhandelt werden. Auch wenn sich Denktasch und Papadopoulos Mühe geben und Griechen und Türken im April Ja zur staatlichen Einheit auf Zypern sagen, werden die Probleme noch nicht gelöst sein. Selbst wenn Zypern am 1. Mai der EU vereint beitreten kann, wird es ein Land mit tiefen inneren Wunden sein.sei

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