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Meinung: Verliebt, verlobt und dann die Macht

Tom, es ist aus“, teilt Liz Mohn dem schneidigen Global Player und Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff im Sommer 2002 lapidar mit. Seither weiß die Öffentlichkeit, wo die Fäden im einem der weltgrößten Medienkonzerne zusammenlaufen.

Tom, es ist aus“, teilt Liz Mohn dem schneidigen Global Player und Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff im Sommer 2002 lapidar mit. Seither weiß die Öffentlichkeit, wo die Fäden im einem der weltgrößten Medienkonzerne zusammenlaufen. Bei der Gattin.

„Es war gute Personalarbeit“, antwortet Reinhard Mohn seiner Liz einmal auf die Frage, warum er gerade sie ausgewählt hat. Karrieren wie die von Liz Mohn, die als 17-jähriges Lehrmädchen ihren Aufstieg an der Seite des Bertelsmann-Fürsten beginnt, haben FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher zu seiner düsteren Drohung von der „Männerdämmerung“ veranlasst. Ulrike Posche, Journalistin, Autorin, „Max“-Kolumnistin, hat sieben mächtige Frauen in Deutschland porträtiert, die durch „weibliche Übernahme“ zu Geld und Einfluss gekommen sind: Liz Mohn und Friede Springer, die Mediengiganten steuern. Ulla Berkewicz, Unselds Erbin im Suhrkamp-Verlag. Die diskrete Johanna Quandt, BMW, die zweitreichste Frau Deutschlands; nur ihre Tochter besitzt noch mehr. Die vormals schrille Gloria von Thurn und Taxis, die das Erbe ihres Sohnes „aus der Telefonzelle“ retten musste und sich zur Chefin eines uralten deutschen Imperiums mausert. Eske Nannen und Brigitte Seebacher-Brandt, die sich den Redenschreibern von Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper mit dem Satz vorstellt: „Ich heiße Brigitte Seebacher-Brandt, und ich mache jetzt ihren Job.“

Höchst unterschiedliche Frauen, aber ein Karriereweg. „Völlig unzeitgemäß“ schreibt Posche, haben diese Frauen „geliebt, geheiratet, geerbt.“ Sie waren die jeweils letzten Gattinnen ihrer bedeutenden Männer und deren Altersglück, 15 bis 30 Jahre jünger – und überaus gelehrige Schülerinnen. Ihre Macht verdanken sie zunächst männlicher Hybris. Denn noch besser als die Söhne, die immer auch die Konkurrenten ihrer Väter sind, eignen sich die Ehefrauen als Hüterinnen und Bewahrerinnen des übernommenen Lebenswerks. Aber alle verdanken sie ihre Macht letztlich dem Mut, von ihr selbstständig und gezielt Gebrauch zu machen. Es sind Biographien, die sich um Liebe, Intrige, Geld ranken, präzise recherchiert und, ob es um Kleider oder Kämpfe geht, mit Sinn für bezeichnende Details beschrieben.

Die Autorin zeigt die feinen Unterschiede zwischen Frauen und Männern und was die kalte Macht eben auch mit Frauen machen kann. Frauen können es, sagen Posches Porträts: „Es gibt Kosmetikerinnen, Hausfrauen und Sekretärinnen in unserem Land, die nur darauf warten, endlich ranzudürfen.“ Auf diesem – und auf anderen Wegen.

– Ulrike Posche: Weibliche Übernahme.

Campus Verlag, Frankfurt am Main. 255 Seiten, 19,90 Euro.

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