zum Hauptinhalt

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Jetzt Aktien kaufen – und John McCain noch nicht ganz abschreiben.

Merkel, Sarkozy, Brown: Wer zeigt in der Krise europäische Führungsstärke?

Europäische Führungskraft? Die EU-Länder haben doch erstmal für sich, dann erst für Europa gehandelt. Preise gibt es nur für die nationale Reaktionsgeschwindigkeit, und die kriegen Britannien und Spanien. Brown hat bereits am 8. Oktober den Banken Finanzspritzen in Höhe von 50 Mrd. Pfund angelegt; tags zuvor hatte Madrids Zapatero 30 Mrd. Euro aufgelegt. Schließlich zog Berlin nach, aber erst nachdem unser Steinbrück als Ablenkungsmanöver den Amis alle Schuld zugewiesen hatte – als wenn keine deutsche Bank sich an Gier & Raff beteiligt hätte. Grundsätzlich: Geführt haben die Europäer national, aber in der Summe war das auch gut.

Klimawandel, Entwicklungshilfe, Kulturförderung: Wie groß ist der Kollateralschaden der Krise?

Alle müssen knapper kalkulieren, auch die Subventionstheater (was vielleicht die Kreativität beflügelt), wenn der Worst Case eintritt: nicht nur eine normale Rezession (8–18 Monate, Minuswachstum von 1–2 Prozent), die nach dieser langen Expansion ohnehin fällig war, sondern eine, die tief und lang ist. WmdW kann sich nur auf den Super-Erfolgreichen Warren Buffet verlassen, der am Freitag in der New York Times verkündet hat: Ich kaufe jetzt Aktien. Nach der Regel: Angst haben, wenn die anderen gierig werden, gierig sein, wenn die anderen Angst kriegen. Als einer der reichsten Männer der Welt hat sich B. schon vor zwei Wochen bei Goldman Sachs eingekauft.

Der Bundestag hat den Afghanistan-Einsatz verlängert. Geht es dort um Demokratie und Zivilisation oder bloß noch um Schadensbegrenzung?

Es geht darum, dass Afghanistan nicht wieder ein Staat wird, den die Taliban an Al-Qaida verpachtet hatten. Und zwar im Interesse der gesamten Welt, und ganz bestimmt der westlichen. Es ist wirklich besser, wie der einstige Verteidigungschef Struck so journalistenmäßig formulierte, Deutschland schon am Hindukusch, nicht erst in Hindelang zu verteidigen. Der Bundestag hat klug gehandelt.

Ein Wort zu Amerika ...

Alle, auch WmdW, richten sich auf einen 44. Präsidenten namens Obama ein. Aber bedenken wir, dass in westlichen Wahlen der Vorsprung zum Schluss immer schrumpft – siehe den hauchdünnen Vorsprung von Merkel am Wahlabend 2005. McCain holt gerade wieder leicht auf. Und wichtiger: 45 Prozent der Wähler halten O. nicht für präsidialwürdig, genauso viele wie im März. Bei Bush glaubten das auf seinem Tiefstpunkt im Wahljahr 2000 nur 38 Prozent. Es bleibt spannend, wie es auf Journalesisch heißt.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“ und lehrt in Stanford. Fragen: Malte Lehming.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false