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Meinung: Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

In dieser Woche findet in Nizza der große EU-Gipfel statt. Beim deutsch-französischen Vorbereitungstreffen gab es Streit um die Stimmengewichte in den EU-Gremien.

In dieser Woche findet in Nizza der große EU-Gipfel statt. Beim deutsch-französischen Vorbereitungstreffen gab es Streit um die Stimmengewichte in den EU-Gremien. Kann der Gipfel gelingen, wenn sich Berlin und Paris so kurz davor noch uneinig sind?

Tatsächlich knirscht die "Achse" an vielen Stellen. Frankreich, England und Italien hatten stets so viele Stimmen wie die Bundesrepublik Deutschland. Bloß ist die Bevölkerung des größer gewordenen Deutschlands um ein Drittel gewachsen. Und deshalb will Berlin mehr Stimmen im Ministerrat. Deutschland will zudem eine schnelle Ost-Erweiterung, während Frankreich auch darin einen unerlaubten deutschen Machtzuwachs sieht. Schließlich wurmen die Franzosen die deutschen Alleingänge, zum Beispiel die Anerkennung Nordkoreas ohne Konsultation der französischen Freunde. Nur: EU-Gipfel gelingen immer, weil nicht sein kann, was nicht sein darf - nämlich ein Scheitern. Folglich darf man sich auch in Nizza wieder auf viele hübsche Formelkompromisse freuen. Die beherrschen Diplomaten ohnehin am besten.

Das Kabinett von Ehud Barak ist kaum gescheitert und Neuwahlen sind eben erst beschlossen, da schießen schon neue Friedenshoffnungen ins Kraut. Ist derzeit nur eine schwache israelische Regierung verhandlungsfähig?

Im Grunde hat Ehud Barak den Palästinensern nur das geboten, was schon im Sommer in Camp David auf dem Tisch lag - eher sogar weniger, weil er nun die ganz harten Brocken - wie Jerusalem - auszuklammern wünscht. Damit hat er sein Überleben in die Hände von Jassir Arafat gelegt. Zeigt der etwas mehr politischen Verstand, steht Barak besser da und kann so die Neuwahlen vielleicht doch gewinnen. Ansonsten heißt es für Jassir: Le hitraot ("Auf Wiedersehen"), Ehud, und Schalom, Bibi. Der Ex-Premier Benjamin Netanjahu hat sich zwar noch nicht erklärt, er wird es aber tun, weil ihm die Meinungsumfragen im Moment eine klare Mehrheit bescheinigen.

Morgen sind die amerikanischen Präsidentschaftswahlen vier Wochen her, und noch immer ist alles offen. Sollte der Demokrat Al Gore seine Niederlage nicht endlich eingestehen?

Er wird es erst am 20. Januar tun, an dem Tag, an dem sein Kontrahent George W. Bush, wie es jetzt aussieht, inthronisiert wird. Das ist nicht so klug. So verliert Al Gore kostbare Zeit. Er hätte sich längst in sein Büro zurückziehen müssen, um von dort aus die Kampagne 2004 zu planen. So hat es Richard Nixon 1960 getan, als John F. Kennedy auf nicht sehr koschere Weise die Wahl gewann. Aber "Tricky Dicky" wollte nicht als "schlechter Verlierer" dastehen. Das war weise kalkuliert. Denn 1968 hieß es dann: And the winner is ... Richard Nixon.

Ein Wort zum deutschen Außenminister ...

Für die Franzosen (siehe oben) fällt auch Joschka Fischer unter die Rubrik "Was uns derzeit an den Deutschen so nervt". Erstens, weil er so gut Englisch spricht. Und zweitens, weil er ohne Konsultation ein Datum für die erste Tranche der Ost-Erweiterung gesetzt hat. Wir aber halten ihm die Stange, weil die Integration von Polen, Tschechien usw. ein vorrangiges deutsches Interesse ist. Denn Europa darf nicht an der deutschen Ostgrenze aufhören.

In dieser Woche findet in Nizza der große EU

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