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Meinung: Volle Kraft voraus

„Vom Winde verweht“ vom 7. Mai In der monatelangen Debatte um die Zukunft des Segelschulschiffs Gorch Fock schien alles gesagt worden zu sein.

„Vom Winde verweht“ vom 7. Mai

In der monatelangen Debatte um die Zukunft des Segelschulschiffs Gorch Fock schien alles gesagt worden zu sein. Bis jetzt in dem Artikel der see- und lebenserfahrene Kapitän Schneidewind mit der Mitteilung zitiert wird, dass er stets neu zum Aus- und Einlaufen des Großseglers in den Kieler Tirpitzhafen komme, um die Eltern und Freundinnen der Seekadetten zu beobachten. „Was das für Charaktere sind.“ Und ob ein Vater seinem Sohn den Seesack auf das Schiff trägt oder den Filius mit dem Porsche vorfährt. Das ist es wohl. Die Marine, wie die gesamte Bundeswehr, muss ihren Nachwuchs dort abholen – wenn er nicht mit dem Porsche gebracht wird –, wo die heutige Gesellschaft ihre jungen Leute nach Abschluss ihrer Schulausbildung ins Leben entlässt. Und da sind bis zu diesem Zeitpunkt körperliches Arbeiten bis zur Leistungsgrenze, extremer Schlafmangel, Verzicht auf Komfort, Kartoffeln schälen und Deck schrubben so gut wie nicht vorgekommen. Der nostalgische Ruf: „Das Segelschulschiff muss bleiben!“ ist nicht von dieser Welt, solange es der Marine nicht gelingt, diesen an sich unverzichtbaren Ausbildungsabschnitt sinnvoll und zeitangemessen in die Gesamtausbildung ihrer angehenden Offiziere einzuplanen. Dies würde deutlich mehr Zeit auf der Gorch Fock bedeuten. Begründung siehe oben. Ob das gelingen kann, bezweifele ich, wenngleich ich es mir wünsche.

Hans-Jürgen Kaack, Schönwalde

Gorch Fock-Ausbildung Sommer 1961

„Das Segelschiff als Arche unserer Werte, was für eine Utopie“: ja, eine Utopie in einer immer egoistischer werdenden Welt, in der Teamgeist und Kameradschaft, Gehorsam und gegenseitiges Vertrauen verloren gehen. Auf dem Segelschulschiff lernen junge Menschen die Wichtigkeit dieser Eigenschaften, ohne die auf dem Schiff nichts geht. Und deshalb ist jeder Zweifel an der Aussage „ich bin ein anderer Mensch geworden“ unangebracht. Es wird nur Siegfried Lenz mit einem negativen Urteil zitiert, von Kapitän Schneidewind wird nur ein Zitat negativen Inhalts fett gedruckt, das allerdings auf Segelschiffe kaum anwendbar sein dürfte! Was ist daran bizarr, wenn als zusätzlicher Kitzel auf einer „Kreuzfahrt-Blechbox“ auf dem Sportdeck ein Hochseilgarten zum Klettern angeboten wird? Das Kreuzfahrt-Geschäft ist beinhart und es braucht ungewöhnliche Attraktionen, um Passagiere zu gewinnen.

Nikolaus Petersen, Berlin-Schöneberg

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