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Meinung: Vor dem Fall

Das Leben Dick Cheneys war nicht in Gefahr. Der US-Vizepräsident war weit genug weg von der Bombe, die angeblich ihm galt.

Das Leben Dick Cheneys war nicht in Gefahr. Der US-Vizepräsident war weit genug weg von der Bombe, die angeblich ihm galt. Und doch war dies ein lebensgefährlicher Anschlag auf den Westen. Der ist dabei, den Krieg um Afghanistan zu verlieren: weil er den Glauben der Afghanen an den Erfolg verspielt. Gut fünf Jahre nach ihrem Sturz kehren die Taliban zurück. Mit dem Attentat nahmen sie symbolisch ihre Frühjahrsoffensive vorweg. „Setzt nicht auf die Nato“, ist ihr Signal, rechnet lieber mit uns. In wenigen Wochen kommen sie aus den pakistanischen Bergen, die Nato kann ihnen wenig entgegensetzen. Jeder Eingeweihte in Berlin, Paris, London oder Washington weiß das, aber die Politiker verschließen Augen und Ohren – oder trauen sich nicht, die schlechte Nachricht mit dem gebührenden Ernst öffentlich zu machen. Was der Bundestag heute debattiert – ein paar Tornados, aber bitte keine Beteiligung an Kampfeinsätzen – steht in einem erschreckenden Missverhältnis zur Lage. Das Traurige, ja Tragische: Anders als der Irak wäre Afghanistan noch zu retten, wenn der Westen mehr Soldaten schickt und seine verfehlte Wiederaufbaupolitik endlich an den Bedürfnissen des Landes ausrichtet statt an frommen Wünschen. cvm

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