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Meinung: Vorfahrt für Vernunft

Von Stephan-Andreas Casdorff

So macht man sich seine Chancen kaputt. Diese Debatte um eine Generalsekretärin, die nie eine war – eine Zumutung für die Freien Demokraten, vor allem für die der alten Schule. Jetzt tritt sie nicht mehr an, nur Postengeschiebe ist im Moment in der Politik ganz bestimmt nicht angesagt.Was die FDP jetzt bräuchte, ist keine Notnachbesetzung, in keinem Amt. Das Megathema Bildung taugt nicht für Cornelia Pieper, taugt auch nicht zur Abfindung. Piepers Verdienst besteht in Loyalität zum FDPChef. Aber eine kontrollierte inhaltliche Offensive, eine gepflegte Auseinandersetzung, wie sie diese Partei seit je braucht, um als Motor des kalkulierten Fortschritts überhaupt wahrgenommen zu werden – ach herrje.

Die FDP war immer mehr als ihr jeweiliger Vorsitzender. Sage keiner der Spitzenliberalen, er wüsste es nicht. Zumal es jetzt drum geht: 2005 wird die programmatische, sagen wir ruhig geistige, Grundlage gelegt für Regierung oder Opposition nach der Wahl 2006. Die Union, an die sich der Vorsitzende ja doch schon sehr herangemacht hat, schwächelt; da muss die kleine FDP dringend größer werden, auch inhaltlich wachsen. Der nächste Generalsekretär muss wirklich wieder einer sein.

„Noch eine Chance für die Liberalen“, hieß das legendäre Buch von Karl-Hermann Flach, in dem der legendäre Generalsekretär 1971 einen liberalen Katechismus schrieb: wider besitzbürgerliche Erstarrung, gegen den „Umschlag in den Konservatismus“, für eine „politische Relativitätstheorie“. Schlagworte? Der Mann füllte jedes Wort mit Inhalt. Verklärte Vergangenheit? Darum geht es stets aufs Neue: um Substanz, Ziele, das richtige Maß. Der FDP-Chef kann bei seiner Auswahl das jetzt alles zeigen.

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