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Meinung: Wahlen in Hamburg: Die Löffel der Liberalen

Wer mit dem Teufel aus einer Schüssel essen will, sagt ein altes Sprichwort, soll einen langen Löffel mitbringen. Als der Spruch erfunden wurde, haben sie noch nichts von der FDP gewusst.

Von Robert Birnbaum

Wer mit dem Teufel aus einer Schüssel essen will, sagt ein altes Sprichwort, soll einen langen Löffel mitbringen. Als der Spruch erfunden wurde, haben sie noch nichts von der FDP gewusst. Aber Guido Westerwelle kennt ihn ganz bestimmt. Der FDP-Chef werkelt gerade an einem regelrechten Teleskop-Löffel herum. Er würde schon gerne von den Hamburger Fleischtöpfen kosten. Nur ist die Chance groß, sich dabei mächtig den Mund zu verbrennen.

Die Lage der FDP ist paradox. Sie hat in Hamburg erreicht, was sie sich vorgenommen hat. Das übliche Gerede vom Projekt 18 war nie ernst gemeint. Die knappe Rückkehr in die Bürgerschaft - mehr hat niemand erhofft. Aber was damit nun anfangen? Die eine rechnerische Variante hat der Spitzenkandidat Lange ausgeschlossen: eine Ampel-Koalition, die dem rot-grünen Senat noch einmal das Überleben sichern würde. Diese Variante wäre aber auch für die Strategen in Berlin nicht einfach. Wer die Grünen zum Hauptgegner ernennt, kann schlecht mit ihnen paktieren. Auch wenn das wieder dem umworbenen Bundeswunschpartner SPD geschmeichelt hätte.

Wer sich aber liberal nennt - darf der mit einem wie Schill paktieren? Auf den ersten Blick nicht. Auf den zweiten ... schon eher. Westerwelle hat sich mehrfach in national- und rechtsliberaler Rhetorik geübt. Wer das für Ausrutscher hielt, unterschätzt den Taktiker. Westerwelle vermutet, dass die wahre Testwahl für die FDP die in Sachsen-Anhalt wird. Das Signal, dass es die Liberalen auch im Osten schaffen, könnte für die Bundestagswahl entscheidend sein. Dafür brauchte die FDP aber wohl jenes - nicht unbedingt im üblichen Sinne rechtsradikale - Protest-Potenzial, das zuletzt zur DVU gewandert war.

Westerwelle könnte mithin mit einem Hamburger "Bürger"-Bündnis aus CDU, FDP und Schill-Partei durchaus leben. Zumal der dritte Weg auch Gefahren birgt. Zwar könnte die FDP mit dem Gang in die Opposition Ehre einlegen - besonders, wenn Lange ihn mit unzumutbar illiberalen Forderungen Schills begründen würde. Aber die Folge wäre eine Große Koalition. Und das passt als Signal nun schon gleich gar nicht ins Konzept der 18-Prozent-Partei.

Kurz und schlecht: Sie werden es wohl mit Schill versuchen. Wohl wissend, dass sich bei solchen Partnern auch ein sehr langer Löffel rasch als verdammt kurz erweisen kann.

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