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Meinung: Warum Deutschland heute verliert! M. Gregorio-Cernadas, Argentinien

Genau wie 1990 im Spiel gegen Italien fällt auf Argentinien wieder die undankbare Aufgabe zu, für das Ausscheiden des Gastgeberteams bei einer Fußball-WM zu sorgen. Aber „noblesse oblige“: Kann man von diesen talentierten und nach Erfolg strebenden Gauchos verlangen, dass sie aus Höflichkeit zurückstecken?

Genau wie 1990 im Spiel gegen Italien fällt auf Argentinien wieder die undankbare Aufgabe zu, für das Ausscheiden des Gastgeberteams bei einer Fußball-WM zu sorgen. Aber „noblesse oblige“: Kann man von diesen talentierten und nach Erfolg strebenden Gauchos verlangen, dass sie aus Höflichkeit zurückstecken? Sicher nicht. Ich vertraue darauf, dass unsere deutschen Freunde dafür Verständnis zeigen.

Die Gründe für die Niederlage sind allerdings weniger in den eigenen Fehlern zu suchen als in den Vorzügen der argentinischen Spieler. Welches Geheimnis steckt hinter dem Erfolg der „albicelestes“? Nun, erstens ernähren sie sich von Produkten, die unter freiem Himmel und ganz natürlich gedeihen: Fleisch von Rindern, die keine Stallhaltung kennen, Bioobst und -gemüse. Pampa-Rindfleisch etwa gilt als das Beste der Welt.

Und wenn es um Getränke geht, können die Argentinier auf ein mythisches, von der indigenen Bevölkerung überliefertes Gebräu zurückgreifen, den Mate-Tee, ein Nationalgetränk, das unter Freunden getrunken wird und dessen Energie spendende Eigenschaften es den Gauchos des 21. Jahrhunderts ermöglichen, lange Zeit nichts anderes zu sich zu nehmen.

Das gemäßigte Klima und die weiten Flächen unbelasteter Natur Argentiniens sind weitere Gründe für das Hervorbringen ausgezeichneter Fußballspieler: Viel Platz und gutes Wetter führen dazu, dass Kinder allerorts, zu jeder Tageszeit und das ganze Jahr über Fußball spielen können.

Der letzte Grund ist subtiler: Argentinier sind geprägt durch den Zusammenhalt einer großen Familie und vieler Freunde. Diese von Unterstützung und Glück geprägte Privatsphäre ist ein idealer Nährboden, um hochmotivierte Sportler hervorzubringen. Ein Beispiel hierfür konnte die Welt bei der WM beobachten: Maradona, Hand in Hand mit seinen Familienangehörigen und Freunden, begleitete jeden Spielzug der argentinischen Mannschaft. So etwas habe ich bei dieser WM noch nicht gesehen.

Der Leser wird sich fragen, wie man sich diese Formel zu Eigen machen kann. Ganz einfach: Man könnte nach Argentinien ziehen, das Land oft besuchen oder die Einführung argentinischer Produkte ohne Beschränkung nach Deutschland zulassen.

Der Autor ist Botschaftsrat und Leiter der Kulturabteilung der argentinischen Botschaft.

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