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Meinung: Was für ein Opfer

Das hat es noch nicht gegeben: Die Ehefrau eines Kriegsverbrechers aus ExJugoslawien ruft ihren Mann im Fernsehen dazu auf, sich dem Tribunal zu stellen. Wie alle Anhänger des mutmaßlichen Völkermörders hatte auch Lijana Karadzic bisher darauf beharrt, ihr Mann werde sich niemals ergeben.

Das hat es noch nicht gegeben: Die Ehefrau eines Kriegsverbrechers aus ExJugoslawien ruft ihren Mann im Fernsehen dazu auf, sich dem Tribunal zu stellen. Wie alle Anhänger des mutmaßlichen Völkermörders hatte auch Lijana Karadzic bisher darauf beharrt, ihr Mann werde sich niemals ergeben. Ob sie ihren pathetischen Appell an den untergetauchten Radovan Karadzic allerdings aus eigenem Antrieb in die Welt schickte, ist zu bezweifeln. Vielmehr scheint der Druck auf das Umfeld des Schlächters von Sarajevo und Srebrenica so zu wachsen, dass ihr nur dieser Ausweg blieb. Drängt es Karadzic jetzt nach Den Haag, wäre es ein großer diplomatischer Triumph für die Nato. Denn der gewaltsamen Festnahme des nach Osama bin Laden meistgesuchten Mannes der Welt stand bisher immer ein Schreckensszenario entgegen: Entweder werde er selbst sich umbringen – und damit den Prozess vereiteln –, oder seine bewaffneten Halbweltwächter schießen auf Nato-Soldaten, oder aber diese erschießen im Handgemenge den Gesuchten selbst. Als Folge gäbe es womöglich Krawalle in Serbien und der bosnischen Serbenrepublik und bittere, gegenseitige Beschuldigungen im Westen. Nur auf diese Weise, sein Gesicht wahrend als Held, der ein „Opfer für die Familie“ bringt, kann Karadzic sich festnehmen lassen, ohne dass er und andere gefährdet wären. In diesem Spiel hat Liljana Karadzic ihre Rolle erfüllt. Jetzt wäre es an ihm, die seine anzunehmen. Die Chance für eine Festnahme von Radovan Karadzic, nach zehn Jahren der pausenlosen Fluchtmanöver, war noch nie so groß. cf

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