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Meinung: Was macht die Welt?: Berliner Kolosse, Bella Italia und offene Rechnungen in Pjöngjang

Die Dimensionen des neuen Kanzleramts sind umstritten, seine Größe sei ein Anzeichen neuen Größenwahns, heißt es. Wer (außer den Deutschen) hat heute Angst vor Deutschland?

Die Dimensionen des neuen Kanzleramts sind umstritten, seine Größe sei ein Anzeichen neuen Größenwahns, heißt es. Wer (außer den Deutschen) hat heute Angst vor Deutschland?

Der Größenwahn ist dem Vorgänger des Kanzlers anzulasten; der war auch bedeutend größer, breiter und schwerer als Gerhard Schröder. Besser, das Bu-Ka-Amt wäre dezidiert kleiner geraten als der Reichstag - so wie das Weiße Haus geradezu zwergenhaft im Vergleich zum Kapitol wirkt, wo der Kongress als Vertreter des Volkssouveräns residiert. Dass die Deutschen Angst vor Deutschland haben, ist vernünftig; besser jedenfalls, als in den Zeiten von Wilhelm II. und Adolf I., wo die Nachbarn ängstlich auf den Koloss in ihrer Mitte starrten.

Bei der Wahl in Italien gilt ein Sieg Berlusconis als wahrscheinlich. Er will mit Rechtsextremen regieren. Soll die EU Italien dann isolieren wie Österreich wegen Haider?

Die Frage stellen, heißt, sie zu verneinen. Das schwer verkleinerte Österreich auf die Strafbank zu setzen (von der es dann, wie von den kühleren Köpfen vorausgesagt, verschämt wieder abgeholt werden musste), war noch recht einfach. Aber einen der Großen Fünf (neben D, GB, F und E) zu züchtigen, zumal einen der sechs Mitbegründer der EU, wäre ebenso töricht wie unmöglich. Verbieten wir uns dann, millionenfach als Touristen in Italien einzufallen? Oder Armani-Jäckchen und Prada-Schuhe zu tragen? Außerdem: Italien ist das liebenswerteste Land Europas; selbst die Mussolini-Faschisten waren geradezu putzig im Vergleich zur deutschen Variante. Auch Berlusconi wird vergehen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Il zeigt den Amerikanern die kalte Schulter und hofiert die EU. Europa verspricht er die Einstellung der Raketentests, die er Washington verweigerte. Zeigt sich da eine vernünftige Arbeitsteilung zwischen Amerika und Europa in Asien oder eine bedenklichen Konkurrenz?

Wer sich wie die EU als Vermittler andient, riskiert, nicht nur hofiert, sondern auch manipuliert zu werden. Klar, dass Kim Jong-Il der EU schöne Augen macht; so hofft er, dem Druck der Amerikaner zu entgehen. Nur hatte Clinton den Nordkoreanern auch allerlei finanzielle Wohltaten offeriert, so sie ablassen von Raketen und Atombomben. Will jetzt die EU diese Rechnung bezahlen? Dann dürfen sich die Amis freuen. Die EU bezahlt, und Washington kriegt von Pjöngjang, was es schon immer wollte - bloß, ohne einen Cent zu löhnen.

Ein Wort zum deutschen Außenminister ...

Joschka F. scheint sich die bohrenden Fragen von "Was macht die Welt" zu Herzen genommen zu haben. Er wird wieder aktiv, reist zum Beispiel zum Großen Bruder in Washington. Dort hat ja unser Kanzler beim letzten Besuch reichlich Kälte versprüht, obwohl es so viel zu bereden gab: wie man denn halbwegs konstruktiv mit der US-Raketenabwehr umgehen, wie man die Amerikaner von ihrem barschen "No!" in der Frage des Klimaschutzes runterholen kann. In Colin Powell, seinem Kollegen, wird er einen umsichtigen Partner finden.

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