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Meinung: Was macht die Welt?: Rücktritt, am Pranger, zwischen den Stühlen: Risiken der Politik

Deutsch-britischer Gipfel am Montag, deutsch-französischer am Mittwoch. Treibt der Schock über die Minimalergebnisse von Nizza die Europäer zu Taten?

Deutsch-britischer Gipfel am Montag, deutsch-französischer am Mittwoch. Treibt der Schock über die Minimalergebnisse von Nizza die Europäer zu Taten?

Gewiss ist das schlechte europäische Gewissen im Spiel, aber hier schält sich auch eine andere Entwicklung heraus: ein Machtdreieck Berlin-London-Paris. Das wäre nur logisch, handelt es sich bei diesen Dreien doch um die Hauptakteure auf europäischer Bühne. Die Deutschen nehmen dabei eine favorisierte Mittelstellung ein: Sie können sowohl mit den Briten als auch mit den Franzosen, und sie stehen auch ideologisch in der Mitte. Sie sind weniger etatistisch und kleineuropäisch-nationalistisch als die Franzosen (was den Briten gefällt), sind aber zugleich den Kontinentaleuropäern vertrauter als die Anglos. Das Problem? Man muss die Kunst beherrschen, auf allen Stühlen zu sitzen, ohne zwischen ihnen erschossen zu werden.

Peter Mandelson, Tony Blairs großer Vordenker, musste zum zweiten Mal als Minister zurücktreten. Sind Hochbegabte besonders gefährdet, an der Macht zu scheitern?

Zumindest Hochbegabte, die besonders arrogant oder dumpfbackig sind. Dieser Mandelson wurde zum ersten Mal degradiert, weil er persönlichen Gewinn aus seiner politischen Stellung geschlagen hat. Nun war es ein scheinbar selbstloses Geschäft: 1,5 Millionen Pfund (in die Staatskasse) für einen Pass (in die Tasche des reichen indischen Spenders). Gerade Mandelson, der oberste Medienmanipulator der Blairisten müsste wissen, dass derlei in der heutigen Presselandschaft rasch rauskommt. Er gehört zu Recht doppelt bestraft: einmal wegen der üblen Tat, zum zweiten wegen der Frechheit zu glauben, dass sie nicht ruchbar würde.

Nach einer Resolution des französischen Parlaments zum türkischen Völkermord an den Armeniern bricht Ankara die Zusammenarbeit mit Paris ab. Soll der Bundestag den Franzosen aus EU-Solidarität beispringen und eine ähnliche Armenien-Resolution verabschieden?

Der Bundestag sollte Fragen wie diese mit verschärftem Nachsitzen in der Schule der politischen Sensibilität bestrafen. Die Deutschen sollen den Völkermord anderer Staaten anprangern? Angesichts der Meisterleistung der Vorväter in diesem Geschäft sollten die heutigen Deutschen eine gewisse Bescheidenheit in Dingen politischer Moral pflegen. Wer in der Historie anderer Nationen gräbt, fällt fast immer selbst hinein.

Ein Wort zum deutschen Außenminister ...

Joschka Fischer, der "Putzgruppen"-Chef von ehedem, ist noch nicht durch. Aber das Licht am Ende des Tunnels ist höchstwahrscheinlich nicht der Scheinwerfer einer anstürmen Lokomotive. Die Opposition hat überdreht, vorweg mit ihrer Fahndungsplakat-Aktion. Sie ist nun zu Recht intimidiert und wird in diesen Tagen angestrengt über die Frontbegradigung nachdenken. Fischer dürfte folglich bald wieder mehr Zeit im Außenamt als im Gericht oder im hochnotpeinlichen Bundestags-Verhör zubringen.

Deutsch-britischer Gipfel am Montag[deutsch-franz]

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