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Meinung: Was macht die Welt?: Vier Fragen an Josef Joffe

In Afghanistan werden Menschenrechte schlimmer als im Kosovo verletzt und nun westliche Helfer als Geiseln genommen. Grund für eine westliche Intervention?

In Afghanistan werden Menschenrechte schlimmer als im Kosovo verletzt und nun westliche Helfer als Geiseln genommen. Grund für eine westliche Intervention?

Grund genug, gewiss. Auslöser? Nein. Das hat zwei Gründe. Erstens ist unsere moralische Empörung äußerst selektiv. Eine Hinrichtung in Amerika erzeugt hier mehr Abscheu und Empörung als 4000 in China. Wenn Israel die Hamas- oder Jihad-Strategen des Bombenterrors tötet (die sowohl den Arafat-Leuten als auch ihnen selbst wohlbekannt sind), dann schafft das mehr Aufregung als, wie zuletzt, der Terroranschlag in Jerusalem, der das Leben von 15 Unschuldigen beendete. Also: Je weiter weg eine Kultur von der unsrigen, desto mehr moralische Bonuspunkte bekommt sie, egal wie gemein ihre Verbrechen. Warum eigentlich? Zweiter Grund für die Nichtintervention in Afghanistan: An diesem Land haben sich im 19. Jahrhundert Russen und Briten, im 20. Jahrhundert abermals die Russen die Zähne ausgebissen. Die Kosten sind viel zu hoch; es siegt also der kühle Realismus.

Als vor einem Jahr die Kursk unterging und kurz darauf der Moskauer Fernsehturm brannte, prognostizierten Experten eine Kette von Katastrophen. Die sind nicht eingetreten. Ist Russland besser als sein Ruf?

Mag sein, das Land und seine Kultur sowieso. Aber es gibt noch eine andere Erklärung, und die wäre weniger schmeichelhaft. Inzwischen hat der Kreml bis auf ein, zwei Ausnahmen die Kontrolle über die Medien zurückgewonnen. Entweder werden die Medien direkt kontrolliert oder indirekt intimidiert. Das heißt, dass sie kein ausgeprägtes Interesse daran haben, Missstände aufzudecken oder gar anzuprangern. Denn das kann Job, Gesundheit oder noch mehr kosten. Und was nicht reportiert wird, existiert nicht. Der alte Lenin hatte eben recht: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Die Sommerreise führt Kanzler Schröder nicht nur in die neuen Bundesländer, sondern auch nach Polen und Tschechien. Wie weit reicht der deutsche Osten? Und wer kann bei den Abstechern über die Grenze von wem lernen?

Während des Zwölfjährigen Reiches reichte der deutsche, oder genauer: deutsch zu werdende, Osten bis nach Murmansk. Dass die Deutschen keinen weiterreichenden Ehrgeiz mehr haben, ist auch gut so. Heute ist die Ostgrenze die Oder. Ob aber Politiker bei ihren Reisen etwas lernen, ist eine ganz andere Frage. Wer jemals im Pulk eines Politikers mitgefahren ist, den beschleicht alsgleich die bange Frage, ob er denn Bonn oder Berlin (oder auch München) je verlassen hat. Die selben Gesichter, die selben TV-Sender, die gleichen Fragen. Die Dramaturgie gilt der Innenpolitik, dem Punktegewinn daheim. Auslandsreisen sind Inlandsreisen mit einem fremden Akzent und interessantem Essen.

Ein Wort zur deutschen Außenpolitik ...

Die macht gerade Ferien wie jedermann - womöglich ein Gewinn für die Welt und Nation. Denn wer nix tut, kann auch keinen Schaden anrichten. Vielleicht sollten unsere Staatsdiener überhaupt mehr Urlaub machen, just wie der vorbildliche Staatsminister Nida-Rümelin, der sich gleich sieben Wochen genommen hat.

In Afghanistan werden Menschenrechte schlimmer als

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