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Meinung: Was Macht macht

Die Bundeswehr bereitet sich auf Auslandseinsätze sorgfältig vor. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit möglichen Geiselnahmen.

Die Bundeswehr bereitet sich auf Auslandseinsätze sorgfältig vor. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit möglichen Geiselnahmen. Aber Grundwehrdienstleistende nehmen während der ersten Ausbildungsphase in keinem Fall an Einsätzen außerhalb Deutschlands teil. Was also bedeutet das mehr als merkwürdige „Ausbildungsverhalten“, wie der Wehrbeauftragte Wilfried Penner die Vorfälle ins Coesfeld nannte? Da die jungen Soldaten nicht wussten, welche Übungen sich ihre Vorgesetzten für die Nachtmärsche ausgedacht hatten, sie also von einer Notfallsituation ausgehen mussten, ist Sadismus noch die mildeste Bewertung des Vorgangs. Denn als geglückten kleinen Kameradenscherz kann man es ja wohl kaum mehr bezeichnen, wenn Menschen in Todesangst versetzt werden. Als die ersten Berichte über die Foltervorwürfe im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib bekannt wurden, hieß es in Deutschland, so etwas könne bei uns nicht vorkommen. Das stimmt – gestorben ist in Coesfeld keiner der Rekruten. Aber es stimmt eben auch nicht, denn die nun unter Verdacht stehenden 18 Bundeswehrangehörigen haben sich bei dem, was sie inszenierten, ja ganz offensichtlich am Geschehen im Irak orientiert. Was wir daraus lernen? Wenn Menschen Macht über andere Menschen gegeben wird, besteht die Gefahr des Missbrauchs, der Perversion – in Amerika genauso wie in Deutschland.apz

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