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Die Zentrale des US-Geheimdienstes CIA in Langley bei Washington.

© dpa

Weltweite Überwachung: Wunschliste an den US-Geheimdienst

Staunenswerte Mittel stehen der CIA zur Verfügung, technologisch, elektronisch, personell, finanziell. Warum also wissen wir so wenig über die Separatisten in der Ukraine und die IS-Terroristen im Irak?

Von Caroline Fetscher

Auf dem Olymp des Datengebirges thront, so hören wir, die Central Intelligence Agency, kurz CIA. Da gehört sie auch hin, gut so. Noch hat das Gebirge deshalb keinen chinesischen oder arabischen Namen. Amerika, das vor knapp zwei Generationen Europa und Japan befreit hat und dann im Kalten Krieg Garant der Freiheit blieb, sorgt sich um ebendiese Freiheit, die wirtschaftliche, natürlich, inklusive. Fehler haben die USA begangen, ja, die drastischsten wohl in Lateinamerika. Aber als transatlantischer Bürge aller demokratischen Rechtsstaaten, die die Bezeichnung verdienen, dürfte das Land, ob eingestanden oder nicht, den meisten Leuten noch immer willkommen sein.

Welchen Gebrauch nun macht die CIA von ihrer Spitzenposition auf dem Gebirgsmassiv der Milliarden Daten? Es soll nicht noch mal die Rede davon sein, wie ineffektiv man sich das Abhören von Telefonaten zwischen Kanzlerin und Chauffeur oder Gatte vorstellen muss. Diese Verschwendung an Arbeits- und Lebenszeit von geschultem Personal ist eh vorbei.

Jetzt lässt sich dafür eine sinnvolle Wunschliste an den CIA erstellen. Staunenswerte Mittel stehen zur Verfügung, technologisch, elektronisch, personell, finanziell. Über die Anzahl ihrer Angestellten und die Höhe ihres Budgets gibt die CIA zwar laut Homepage keine Auskunft, genannt wird dort allerdings für das fiskalische Jahr 1998 ein Budget von 26,7 Milliarden Dollar. Inzwischen dürfte es weitaus höher liegen. Damit lässt sich etwas anfangen! Damit müsste sich viel herausfinden lassen.

Auf meiner Wunschliste an die CIA stünde zum Beispiel aktuell ganz oben die Frage nach den nichtstaatlichen Akteuren in der Ukraine. Wer sind die? Warum rätselt die ganze Welt noch darüber, wer wann und wo an der russisch- ukrainischen Grenze von hier nach dort „einsickert“? Längst müsste ein gescheiter Geheimdienst wissen, wer die „Leute ohne Hoheitsabzeichen“ sind, die getarnten Amateursoldaten, die dort vermutlich Wladimir Putin dabei behilflich sind, „russische Erde zu sammeln“, wie man in Moskau sagt. Längst müsste ein milliardenschwerer Nachrichtendienst die Mobilfunknetze solcher Gangster auf dem Radar haben und genau wissen, wer was wann und mit wem verabredet, plant, begeht. Bekannt wäre dann auch, welche Dilettanten ein ziviles Passagierflugzeug aus Amsterdam mit einem ukrainischen Helikopter verwechselt haben. Wie kann es sein, dass die Kämpfer ohne Abzeichen noch immer eine Art Blindekuh-Spiel mit sämtlichen Medien inszenieren? Dass weder klare Satellitenbilder noch eindeutige Tonaufzeichnungen dieses Rätsel lösen? Welchen Eindruck von Können und Reichweite der Geheimdienste erweckt eine solche Ignoranz?

In diesen Tagen gab es einen Twitter-Account mit dem Hashtag der Terrorgruppe „Islamischer Staat“, IS genannt. Der Account soll zehntausend „Follower“ haben, es zirkulierte darauf für ein paar Stunden das grauenvolle Video einer Exekution. Lassen sich solche zehntausend Anhänger ärgsten Terrors nicht anhand ihrer Funktelefonnummern oder IP-Adressen identifizieren? Und wie kommt es überhaupt, dass eine Truppe wie IS sich klammheimlich aufrüsten, mit enormen Summen ausstatten und losmarschieren konnte, ehe sie, als Frucht kluger Observation, schon in den Startlöchern gestoppt wurde? Solche lebensrettende Aufklärung würde man von der CIA erwarten, sie steht auch auf der Wunschliste.

Wenn der CIA-Zeus auf dem Datenolymp alles sieht und hört, dann wäre es doch eine schöne Amtshilfe, den zuständigen Behörden mitzuteilen, wie und wo jeweils die Kriminellen agieren, die in internationalen Organisationen Abbildungen von Kindesmissbrauch vertreiben, sogenannte Kinderpornografie. Als „Beifang“ müsste da den globalen Kundschaftern eine Menge ins Netz gehen, Konten, Plattformen, Websites, Daten. Noch immer aber agieren solche Täter zu Tausenden und weltweit. Möglich müsste es auch sein, dass Information per Satelliten, Radar und Funktelefonkontrolle die Leben der abertausenden boat people zu schützen, die auf dem Weg in die geschätzte Freiheit vor den Küsten Europas ertrinken. Hier scheinen die Agenten ebenso ahnungslos wie angesichts der in die Ukraine „einsickernden“ Fremden. „Wer soll da unterwegs sein, von wo, warum, wohin?“ Keine Ahndung im einen, keine Ahnung im anderen Fall.

Zu viel verlangt! Na klar, der Einwand wider die Wunschliste echot schon voraus. Zu viel verlangt? Warum eigentlich? Transparenz über alle Einzelschritte staatlicher Observation kann niemand verlangen. Allerdings wäre das Vorweisen von Gelingen und Können exzellent fürs Image. Bei Freund wie Feind.

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