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Meinung: Wenn Bilanzen genesen Endlich können Krankenkassen

die Beiträge senken – ein wenig

Hohn und Spott hat sie geerntet, die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die Gesundheitsreform hatte die Ministerin über Nacht zum unbeliebtesten Kabinettsmitglied der rot-grünen Bundesregierung gemacht. Praxisgebühr, höhere Zuzahlungen bei Medikamenten, Brillen ohne Kassenzuschuss – all das haben die Bürger der Ministerin persönlich übel genommen. Und auch die Stümpereien und Ungereimtheiten der ersten Wochen, die nicht wenige Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken ins Abrechnungschaos stürzten, haben Deutschlands Kassenpatienten der sozialdemokratischen Gesundheitsministerin angelastet.

Und nun das: Einige Krankenkassen wollen zum 1. April ihre Beiträge senken. Fast neun Millionen Versicherte werden dann weniger für ihre Krankenversicherung zahlen müssen. Viele Kassen prüfen, ob sie der Konkurrenz folgen und nachziehen. Kein Wunder, dass sich Ulla Schmidt jetzt bestätigt fühlt. Denn was viele über ihren Ärger vergessen haben: Sinn und Zweck der Gesundheitsreform war und ist es, Kosten zu sparen und damit den Krankenkassen zu erlauben, ihre Beitragssätze zu senken. Das soll die Abgabenlast für Wirtschaft und Arbeitnehmer mildern und neue Jobs schaffen.

Hat die Ministerin ihr Ziel erreicht? Von durchschnittlich 14,3 Prozent auf 13,6 Prozent sollen die Beiträge zum Jahresende eigentlich sinken. Doch davon sind die Kassen – auch nach den anstehenden Beitragssenkungen – noch weit entfernt. Und auch die Frage, wie nachhaltig die Beitragssenkungen sein werden, lässt sich jetzt noch nicht beantworten.

Denn noch zehren viele Bürger von ihren Hamsterkäufen aus dem letzten Jahr. In zahlreichen Haushalten lagern noch die Vorratspackungen von Medikamenten, die sich Patienten auf Kassenkosten besorgt haben. Routineuntersuchungen beim Arzt haben Kassenmitglieder ebenfalls im alten Jahr erledigt und so die Praxisgebühr vermieden. All das hat dazu geführt, dass die Kassen seit Jahresanfang ganz gut bei Kasse sind. Zu früh, um die Frage zu beantworten, ob dieser Trend anhält.

Dass die Kassen trotz dieser Unsicherheit ihre Sätze senken, zeigt, unter welch enormem Wettbewerbsdruck die Anbieter stehen. Ob niedrige Beitragssätze, großzügige Bonusprogramme oder attraktive private Zusatzversicherungen – der Kampf um den Kunden ist voll entbrannt. Davon profitieren vor allem die gut Informierten, die sich der Mühe aussetzen, die für sie optimale Krankenkasse zu finden. Die anderen hingegen zahlen drauf – und ärgern sich weiter über die Ministerin. Dabei gibt es einen einfachen Ausweg: Wechseln Sie die Kasse.

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